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Pandemie-Hilfe für Indien Deza-Vize: «Die Bedürfnisse in Indien sind gigantisch»

«Sie brauchen ziemlich alles», sagte Aussenminister Ignazio Cassis am Dienstag in der Sendung «10 vor 10» und meinte Indien, das aufgrund der Covid-19-Krise im Gesundheitswesen mit einer dramatischen Situation konfrontiert ist. Heute Mittwoch hat die das asiatische Land das Hilfsangebot offiziell angenommen.

Manuel Bessler, stv. Direkter der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit Deza, über die logistischen Herausforderungen der Hilfslieferung.

Manuel Bessler

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Manuel Bessler ist seit Oktober 2011 Leiter des Direktionsbereichs Humanitäre Hilfe der DEZA. Er ist Delegierter für humanitäre Hilfe und Chef des Schweizerischen Korps für Humanitäre Hilfe SKH. Seine humanitäre Tätigkeit hatte den Juristen ab 1991 zum IKRK und in der Folge in diverse UNO-Organisationen geführt. Bessler ist stellvertretender Deza-Direktor und Botschafter.

SRF News: Wie wird die Schweizer Hilfe an Indien aussehen?

Manuel Bessler: Es ist ein komplexes Unterfangen, die Bedürfnisse sind gigantisch. Wir haben 17 Millionen Infizierte, das ist die doppelte Bevölkerung der Schweiz. Die Schweiz möchte und kann helfen. Es wird wohl sicherlich in die Richtung gehen, dass wir Beatmungsgeräte, sogenannte Sauerstoffkonzentratoren und weiteres Schutzmaterial schicken werden. Wir sind daran, das Ganze zusammenzustellen.

Wir machen das auch aus unserer humanitären Tradition heraus.

In welchem Rahmen bewegt sich die Hilfsaktion finanziell und zeitlich gesehen?

Wir haben derzeit ein Kostendach von einer Million gesprochen. Das gibt uns den nötigen Spielraum. Zeitlich wird es eine Herausforderung sein. Ich hoffe sehr, dass wir in den kommenden Tagen die Lieferung hier in der Schweiz abdrücken können, um dann eben möglichst schnell vor Ort zu sein.

Wie wollen Sie sicherstellen, dass das Hilfsmaterial dort hinkommt, wo es gebraucht wird?

Da brauchen wir einen Partner vor Ort, in diesem Fall das indische Rote Kreuz. Es wurde vom indischen Aussenministerium als Ansprechpartner definiert. Nun ist die Botschaft daran, die Kontakte einzurichten, um diesen sogenannten «Entry Point» zu haben. Die müssen bereits am Flughafen bereitstehen.

Ist die Schweizer Hilfe nicht bloss ein Tropfen auf den heissen Stein?

Aber viele Tropfen helfen. Die Schweiz ist Teil der internationalen Gemeinschaft. Wir machen das auch aus unserer humanitären Tradition heraus.

Wie wollen Sie sicherstellen, dass nicht jemand nach Indien reist und krank zurückkommt – mit der indischen Mutation?

Das besprechen wir aktuell mit der Botschaft. Sollen wir unsere Ware begleitet schicken, oder sollen wir sie nur als «Delivery», also als Cargo rüberschicken? Wir haben vor Ort eine Botschaft, wo auch die Deza integriert ist. Also wird es wahrscheinlich so sein, dass wir nur Ware schicken, welche dann auch von unseren Leuten entgegengenommen wird. Sie übergeben diese schliesslich unserem Partner, dem indischen roten Kreuz.

Selbstverständlich schauen wir, was verfügbar ist, und was wir uns leisten können zu exportieren.

Auch in der Schweiz ist Corona noch nicht vorbei. Fehlt dieses gelieferte Material später hierzulande?

Absolut, das ist eine sehr wichtige Komponente, die wir mit dem Bundesamt für Wirtschaftliche Landesversorgung (BWL) abklären. Selbstverständlich schauen wir, was verfügbar ist, und was wir uns leisten können zu exportieren. Dazu sind wir in Kontakt mit dem BWL, dem Bundesamt für Gesundheit, aber eben auch mit der Armeeapotheke.

Gibt es diese Gefahr des Mangels?

Nein. Momentan haben uns alle diese Partner, sowohl das BAG, wie auch die Armeeapotheke klar bestätigt, dass wir liefern können. Deshalb konnten wir auch dieses Hilfsangebot am Dienstag aussprechen.

Das Gespräch führte Keto Schumacher.

Die Entwicklung in der Schweiz und in Kanada im Vergleich

Tagesschau, 28.4.2021, 19:30 Uhr ; 

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