Papst Franziskus hat den Privatsekretär des emeritierten Papstes Benedikt, Georg Gänswein, zurückgestuft. Gänswein hatte auch für Papst Franziskus eine wichtige Funktion inne, er war Präfekt des Päpstlichen Hauses. In diesem Amt war er für die Besuche und Audienzen von Papst Franziskus zuständig, er empfing Staatsoberhäupter und Politiker aus dem Ausland und koordinierte alle Besuche. Dass er nun dieser Funktion enthoben wurde, stehe in Zusammenhang mit einer Publikation des emeritierten Papstes, sagt SRF-Italien-Korrespondent Franco Battel.
SRF News: Was steckt hinter der Absetzung von Gänswein als Präfekt?
Franco Battel: In Rom vermuten viele, dass es sich um eine Strafe handelt, eine Strafe dafür, dass der emeritierte Papst Benedikt und auch sein Privatsekretär Gänswein dem amtierenden Papst zu viel hereinreden.
Ausgerechnet in der heiklen Frage des Zölibats hat sich Benedikt eingemischt.
Ausgerechnet in der heiklen Frage des Zölibats, der Ehelosigkeit katholischer Priester, hat sich Benedikt eingemischt. Dagegen wehre sich Papst Franziskus nun, indem er Gänswein entmachtet. Der Vatikan selbst hat das allerdings nicht bestätigt. Im Vatikan heisst es, es sei eine ganz normale Umbesetzung, also Routine.
Und, ist es ein normaler Vorgang?
Genau weiss man es nicht. Es gibt Anhaltspunkte dafür, dass es eine Degradierung war. Man muss den Hintergrund kennen: Papst Franziskus denkt darüber nach, den Zölibat für römisch-katholische Priester ein klein wenig zu lockern. Im Januar erschien nun in Frankreich ein Buch, in dem der emeritierte Papst Benedikt zusammen mit einem sehr konservativen Kardinal aus Afrika mit deutlichen Worten zum Zölibat Stellung genommen hat. Beide wollen den Zölibat unter allen Umständen beibehalten. Klar ist, dass dabei auch Benedikts Privatsekretär Gänswein eine wichtige Rolle gespielt hat. Das soll dem amtierenden Papst missfallen haben. Das ist die wahrscheinlichste Lesart dieses Vorgangs.
Das erwähnte Buch, das der emeritierte Papst Benedikt mitverfasst hat, hat viel Kritik ausgelöst. Haben Benedikt und sein Privatsekretär auf diese Kritik reagiert?
Benedikt, der Co-Autor des Buches, hat seine Autorenschaft zurückgezogen und Gänswein sprach von einem Missverständnis. Die Aussagen zum Zölibat haben aber weder Gänswein noch der emeritierte Papst zurückgezogen. Mit anderen Worten: Dieser Rückzug hat nicht alle überzeugt.
Steht beim Thema Zölibat für die Kirche bald eine Entscheidung an?
Ja, im Herbst fand im Vatikan die sogenannte Amazonas-Synode statt. Dort sprachen Bischöfe und Kirchenleute aus aller Welt darüber, ob in der Amazonas-Region, wo akuter Priestermangel herrscht, ausnahmsweise auch Verheiratete Priester werden dürfen.
Eine klare Mehrheit der Bischöfe der Amazonas-Synode befürwortete diese begrenzte Lockerung des Zölibats.
Eine Mehrheit der damals in Rom versammelten Bischöfe befürworteten diese geografisch begrenzte Lockerung des Zölibats. Entscheiden aber wird der Papst. Benedikt hat sich mit seinem Nein zur Lockerung des Zölibats in die Debatte eingeschaltet, obwohl er versprochen hatte, sich nach seiner Emeritierung zurückzuhalten und zu schweigen.
Hat die Intervention von Benedikt die Gewichte im Vatikan grundsätzlich verschoben?
Ich gehe nicht davon aus. Bei der Amazonas-Synode im Herbst war das Stimmenverhältnis unter den Bischöfen eindeutig. Eine klare Mehrheit von ihnen befürwortete diese ganz begrenzte Lockerung des Zölibats. Daran hat die Intervention von Benedikt wohl nichts geändert. Dass nun dessen Vertrauter Gänswein nicht mehr Präfekt des Päpstlichen Hauses ist, schwächt die konservative Seite in dieser Debatte.
Das Gespräch führte Hans Ineichen.
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