Zum Inhalt springen
Leute kaufen in der vatikanischen Apotheke ein.
Legende: Aus dem Sortiment gekippt: Die Farmacia Vaticana verkauft seit dem 1. Januar keine Zigaretten mehr. Twitter

Papst verbietet Tabakverkauf Eine der letzten Raucherbastionen ist gefallen

Tabak hat im Vatikan eine lange Tradition. Papst Franziskus hat nun damit gebrochen – der Gesundheit zuliebe.

Einst war der Kirchenstaat ein Raucherparadies und bis Ende 2017 ein geschätzter Verkaufsort von billigen Tabakwaren. Damit ist nun Schluss. Der heilige Stuhl könne sich nicht an etwas beteiligen, das die Gesundheit schädige, entschied Papst Franziskus im November klipp und klar. Und so ist der Verkauf von Tabak im Vatikan seit Jahresbeginn verboten.

Eine Wende

Es war Kardinal Prospero Santacroce, der Tabaksamen im 16. Jahrhundert von Portugal nach Italien brachte, nachdem er den französischen Diplomaten Jean Nicot kennengelernt hatte. Als erste zogen Zisterzienser-Möche Tabakpflanzen auf – in der Umgebung von Rom. Damals galt Tabak noch als Medikament.

Rasch wurde Rauchen im Papststaat populär. Sogar während religiöser Zeremonien hingen dicke Rauchschwaden in der Luft, sodass 1624 Papst Urban der VIII. den Verbrauch im Sankt Petersdom verbot und Zuwiderhandelnden die Exkommunikation androhte.

Wichtiger Tabakinvestor

Bald darauf schuf Alexander VII. 1655 das erste Tabakmonopol in Europa. Der Heilige Stuhl wurde im 19. Jahrhundert zum wichtigsten Patron der Tabakmanufakturen

Rauchen schon länger verboten

Ein generelles Rauchverbot gilt in den Vatikangebäuden bereits seit Juli 2002. Obwohl umstritten, blieb der Tabakverkauf erlaubt. Bis Papst Franziskus nun ein Machtwort gesprochen hat. Zigarren werden im Kirchenstaat allerdings weiterhin verkauft – sie würden nicht mit Lungenzügen geraucht, erklärt der Papstsprecher.

Die 800 Vatikan-Bürger und die 2800 Angestellten hatten bisher besondere Privilegien. Dank fehlender Mehrwertsteuer konnten sie in den vatikaneigenen Geschäften Medikamente, Lebensmittel, Alkohol, und auch Tabak zu sehr günstigen Preise einkaufen. Tabak gehört jetzt nicht mehr zum Verkaufssortiment.

Verzicht auf Millionengeschäft

Die Kardinäle genossen noch weitere Vergünstigungen. Monatlich konnte jeder 500 Päckchen Zigaretten erwerben, 200 davon mit 20 Prozent Rabatt. Kaum anzunehmen, dass sie diese alle allein verqualmten. Einige könnten wohl ihr Salär mit Tabakhandel aufgebessert haben.

Wie sehr ihr Einkommen durch die neue Regelung geschmälert wird, weiss man nicht. Der Vatikanstaat selbst verzichtet mit dem Erlass auf millionenschwere Einnahmen – angeblich sind es zehn Millionen Euro.

Meistgelesene Artikel