Mit 76 Jahren und seiner etwas gebrechlichen Gesundheit ging Bergoglio eher als Aussenseiter unter den Favoriten in die Papstwahl. Er wird oft auch «Kardinal der Armen» genannt.
Gegen Legalisierung der Homo-Ehe
Der Erzbischof von Buenos Aires und Primas Argentiniens bevorzugt ein möglichst unauffälliges Auftreten in der Öffentlichkeit. So konnte er bereits als Kardinal öfters in der U-Bahn auf dem Weg in die Kathedrale an der Plaza de Mayo beobachtet werden. Auch in Rom bewegte er lieber in einem dunklen Mantel und ohne Kardinalshut.
Vor wenigen Wochen warnte Bergoglio vor der «alltäglichen Übermacht des Geldes mit seinen teuflischen Folgen von Drogen und Korruption sowie dem Handel von Menschen und Kindern, zusammen mit der materiellen und moralischen Misere».
In den letzten Jahren kollidierte Bergoglio mehrfach mit den Regierungen von Néstor und Cristina Kirchner. Er kritisierte Korruption und Armut, ausserdem wandte er sich erfolglos gegen die Legalisierung der Homo-Ehe in Argentinien.
Bergoglio wurde am 17. Dezember 1936 als Sohn italienischer Einwanderer geboren. Sein Vater war Bahnangestellter in der argentinischen Hauptstadt. Dort ging er auf eine technische Schule, die er als Chemie-Techniker absolvierte. Mit 21 Jahren ging er ins Priester-Seminar.
Nähe zur Junta?
Nach seiner Priesterweihe 1969 betrieb er Theologiestudien und wurde 1973-1979 zum Provinzial des Jesuitenordens berufen. In diesen schwierigen Jahren Argentiniens, in denen nach sozialer Aufruhr das Militär die Staatsmacht übernahm, führte Bergoglio mit Strenge seine Ordensbrüder in strikt religiöse Aufgaben zurück.
Menschenrechtskreise werfen ihm vor, während der Zeit der Junta (1976-1983) eine zu grosse Nähe zu den herrschenden Militärs gehabt zu haben. Der einzige Jesuit im Konklave übernahm 1998 die Erzdiözese von Buenos Aires und wurde 2001 zum Kardinal berufen.
Beim Konklave nach dem Tod von Johannes Paul II. profilierte sich Bergoglio bei den ersten Runden nach unbestätigten Pressemeldungen mit bis zu 40 Stimmen als ein Kandidat, der die Wahl Joseph Ratzingers blockieren könnte. Der Argentinier soll aber seine Aufstellung zurückgezogen haben, um die Konfrontation zu vermeiden.