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Parlamentswahl in Pakistan Pakistan: Regierungsbildung dürfte schwierig werden

Kaum jemand hätte darauf gewettet, dass in Pakistan die parteiunabhängigen Kandidatinnen und Kandidaten die meisten Parlamentssitze gewinnen – nämlich 101 von 266. Die meisten dieser Unabhängigen stehen der Partei des geschassten Ex-Premierministers Imran Khan nahe. Der frühere Cricket-Star sitzt im Gefängnis und ist auf Jahre für alle öffentlichen Ämtern gesperrt – obwohl er nach Umfragen noch immer der beliebteste Politiker Pakistans ist. Auch seine Partei PTI war von den Wahlen ausgeschlossen worden. Das wurde als grosser Nachteil für die Khan-Partei gewertet.

Alles deutete daher auf einen sicheren Sieg der Muslimliga von Nawaz Sharif hin, der mutmasslich die notwendige Rückendeckung des mächtigen Militärs geniesst. Sharif hatte sich zum Wahlsieger erklärt, noch bevor alle Stimmen ausgezählt waren. Zu früh gefreut. Seine Muslimliga landete abgeschlagen auf Platz zwei. Inzwischen hat auch Imran Kahn den Sieg für sich beansprucht.

Das Wahlergebnis ist kompliziert

Die grosse Frage ist, wie es nach dem ebenso überraschenden wie komplizierten Wahlergebnis weitergeht. Da keine Partei die einfache Mehrheit der Stimmen hat, liegt eine Koalitionsregierung nahe. Denkbar wäre, dass sich Nawaz Sharifs Muslimliga mit der drittstärksten Partei, der People's Party, zusammen tut. Sie wird geführt von Bilawal Bhutto Zardari, dem Sohn der ermordeten früheren Minister-Präsidentin Benazir Bhutto.

Ob sich die Khan-nahen Unabhängigen als Wahlsieger einen Platz auf der Oppositionsbank gefallen lassen, ist allerdings unwahrscheinlich. Die Gefahr neuer gewalttätiger Unruhen wäre allzu gross. Denkbar wäre auch eine Koalition zwischen Bhuttos People's Party und den Unabhängigen, mit Bhutto als Premierminister.

Pakistani haben Glaube an Politik verloren

Schwierig wird die Regierungsbildung allemal. Sollte eine Koalition nicht zustande kommen, bleibt als letzte Option eine Militärregierung. In Pakistan nichts Ungewöhnliches: Generäle haben das Land seit der Unabhängigkeit vor 76 Jahren schon mehr als 30 Jahre regiert.

Egal, ob schwierige Koalition oder Militärregierung – beides verhiesse nichts Gutes für das Land. Viele Pakistaner haben den Glauben an die Regierenden längst verloren. Diese fehlende Glaubwürdigkeit führt zu Instabilität. Das schreckt dringend benötigte Investoren ab und wäre eine denkbar schlechte Voraussetzung, um die Wirtschaftskrise und die hohe Inflation in den Griff zu bekommen.

Maren Peters

Südasien-Korrespondentin

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Maren Peters ist seit September 2022 Südasien-Korrespondentin für Radio SRF und berichtet von Indien aus über Afghanistan, Pakistan, Bangladesch, Sri Lanka, Nepal, Bhutan und die Malediven. Zuvor war sie Wirtschaftsredaktorin bei Radio SRF. Dabei beschäftigte sie sich insbesondere mit internationaler Wirtschafts- und Entwicklungspolitik sowie Nachhaltigkeits- und Rohstofffragen.

SRF 4 News, 11.02.2024, 11.00 Uhr

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