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Hauskrach in Schottland
Aus Echo der Zeit vom 31.03.2021. Bild: Keystone
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Parlamentswahlen im Mai Schottlands Wahlen werden von einer Schlammschlacht überschattet

Im Schatten der Pandemie beschäftigt die Nation eine schmutzige Geschichte – sechs Wochen vor den nationalen Wahlen.

Alex Salmond, der Vorgänger der Regierungschefin Nicola Sturgeon, dominiert die Schlagzeilen. Vor einigen Jahren wurde er der sexuellen Belästigung bezichtigt und letztes Jahr mangels Beweisen freigesprochen. Danach bezichtigte Salmond Sturgeon der Konspiration. Sie habe das Verfahren gegen ihn benutzt, um ihn loszuwerden. Von diesem Vorwurf wurde Sturgeon vergangene Woche freigesprochen, aber die üble Geschichte nimmt trotzdem keine Ende.

Vergangene Woche gingen alle davon aus, dass Salmonds persönliche Vendetta ein Ende gefunden hat. Doch es kam anders. Bereits am Wochenende ist der politisch tot geglaubte Salmond per Videokonferenz wiederauferstanden.

Es ist Zeit, die Vergangenheit hinter uns zu lassen und Schottland in die Unabhängigkeit zu führen.
Autor: Alex Salmond Vorgänger von Regierungschefin Sturgeon

«Heute hat Alba – meine neue schottische Unabhängigkeitspartei – ihre Flagge gehisst. Wir haben unser Nationalsymbol auf den Hügel getragen und warten nun ab, wer uns folgt. Es ist Zeit, die Vergangenheit hinter uns zu lassen und Schottland in die Unabhängigkeit zu führen», sagte Salmond im Video. Keineswegs wolle er die Nationalpartei von Sturgeon konkurrenzieren. Im Gegenteil: Gemeinsam wolle er eine «Super-Mehrheit» anstreben.

Das ist wahltechnisch nicht ganz nachvollziehbar. Die Parteien fischen im gleichen Teich und werden sich unweigerlich kannibalisieren. Beobachtern ist klar: Hier geht es um das verletzte Ego von Alex Salmond. Nachdem er Sturgeon juristisch nicht in die Knie zwingen konnte, soll dies nun auf der politischen Bühne erfolgen.

Darüber zu befinden ist Sache der Wählerinnen und Wähler. Ich möchte mich lieber auf das Wohlergehen der Nation fokussieren.
Autor: Nicola Sturgeon Regierungschefin der schottischen Nationalpartei

«Es stellen sich ernsthafte Fragen, ob die Rückkehr dieses Mannes in ein öffentliches Amt wirklich angebracht ist», sagte Sturgeon an der ersten Fernseh-Debatte zu den Wahlen. «Darüber zu befinden ist Sache der Wählerinnen und Wähler. Ich möchte mich lieber auf das Wohlergehen der Nation fokussieren. Wir befinden uns mitten in einer globalen Krise und wir entscheiden über die Zukunft Schottlands.»

Frage nach der Unabhängigkeit

Noch nie war die Ausgangslage für ein Unabhängigkeits-Referendum so gut wie im Moment. Der Brexit hat den Graben zwischen Schottland und England vertieft. Regierungschefin Sturgeon hat die Nation zudem souverän durch die Pandemie geführt. Die anhaltende Schlammschlacht kontaminiert aber immer mehr ihre Erfolge.

Der Sololauf von Salmond könnte die schottische Nationalpartei vielleicht sogar die erstrebte Mehrheit kosten und damit den Traum von der Unabhängigkeit Schottlands zum Platzen bringen. Darüber freuen sich die Konservativen, welche im Vereinigten Königreich bleiben möchten.

Nicola Sturgeon und Alex Salmond.
Legende: Nicola Sturgeon und Alex Salmond liefern sich in Schottland derzeit eine Schlammschlacht, die ihresgleichen sucht. Reuters

Deren Vorsitzender Douglas Ross meinte, mitten in einer Krise wäre es angebracht, wenn sich die Regierungspartei um wesentliche Probleme kümmern würde – also um Kranke, Arbeitslose und die schrumpfende Wirtschaft. «Aber nichts von dem passiert, weil die Nationalpartei ihre Energie mitten in dieser Kris offenbar lieber mit persönlichen Fehden verschwendet.»

Ein Geschenk für Johnson

Die Schottinnen und Schotten werden am 6. Mai entscheiden, ob sie Salmond wieder in ein öffentliches Amt befördern wollen. Einen Mann, der vor Gericht einst zugeben musste, als Regierungschef Mitarbeiterinnen im gegenseitigen Einvernehmen geküsst und umarmt zu haben.

Klar ist jedoch bereits: Der selbst zerfleischende Hauskrach der Nationalisten ist ein willkommenes Geschenk für Premierminister Boris Johnson, der sich gegen ein erneutes Unabhängigkeits-Referendum der Schotten sträubt.

Echo der Zeit, 31.03.2021, 18:00 Uhr

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