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Chinesischer Renminbi als Leitwährung – wie realistisch ist das?
Aus SRF 4 News vom 26.04.2023. Bild: Keystone-SDA
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Peking will neues Finanzsystem China arbeitet gegen die Weltwährung Dollar

China will, dass der Renminbi den Dollar als weltweite Leitwährung ablöst, die Dominanz des Dollars soll ein Ende haben. Bis es soweit ist, dürfte es allerdings noch Jahre dauern, sagt Tobias Heidland vom Kiel Institut für Weltwirtschaft.

Tobias Heidland

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Tobias Heidland ist Direktor des Forschungszentrums Internationale Entwicklung am Kiel Institut für Weltwirtschaft.

SRF News: Schwellenländer teilen die Kritik Chinas an der Dominanz des Dollars. Können Sie diese Kritik nachvollziehen?

Tobias Heidland: Ja. Und ich kann gut verstehen, dass China und die anderen Brics-Staaten versuchen, Alternativen zu schaffen.

Wie leiden diese Länder konkret unter dem Dollar?

Ein grosses Problem ist die Abhängigkeit von der amerikanischen Geldpolitik. Wenn die US-Zentralbank die Zinsen erhöht, verteilt sich das in die ganze Welt.

Wenn die FED die Zinsen erhöht, verteilt sich das in die ganze Welt.

So kann etwa ein Vertrag, den ein chinesisches Unternehmen mit einer russischen Firma in Dollar geschlossen hat, verändert werden wegen einer Entscheidung in Washington. Solche Risiken möchte man eigentlich nicht haben.

Ist die Weltwährung Dollar ein Konstruktionsfehler?

Ein System, in dem der Dollar eine nicht so starke Stellung hätte, ist durchaus denkbar – und es hätte wohl auch einige Vorteile. Unternehmen könnten dann auswählen, in welcher Währung sie ihre Geschäfte machen wollen. Eine eigentliche, eigene Weltwährung wäre aus Sicht der Ökonomen aber ein Problem, weil es mit ihr nicht möglich wäre, flexibel auf Wirtschaftskrisen in einzelnen Ländern zu reagieren – etwa durch Zins-, Geldmengen- oder Wechselkurseingriffe.

Symbolbild: Dollar- und Yuan-Geldnoten.
Legende: Die chinesische Währung Renminbi mit dem Yuan soll nach dem Willen Pekings wichtiger werden im weltweiten Finanzsystem. So soll die Dominanz des US-Dollar gebrochen werden. Keystone

Wie ist derzeit die Position des Dollars als Leitwährung?

Heute gibt es ein Zweiwährungssystem: Der Dollar macht etwa 50 bis 60 Prozent der weltweiten Währungsreserven aus, der Euro rund 20 Prozent. Den Rest teilen sich all die anderen Währungen, unter denen die chinesische mit 2-3 Prozent die wichtigste ist.

Wie ist derzeit die Bedeutung der chinesischen Währung Renminbi?

Wenn man sich anschaut, von welcher Basis der Renminbi kommt, dann sind es schon sehr grosse Wachstumsraten pro Jahr. Seit 15 Jahren ist sein Anteil an den internationalen Währungsreserven um mehr als 100 Prozent gestiegen.

Der Renminbi hat den Schweizer Franken abgehängt.

So wurde etwa der Schweizer Franken vom Renminbi völlig abgehängt. Doch die bloss 2-3 Prozent Währungsreserven in Renminbi zeigen, wie lang der Weg für China noch ist, auch nur den Euro einzuholen.

Dann lässt sich die Dominanz des Dollar auf dem internationalen Parkett also nicht so leicht brechen?

Nein. Doch die Chinesen arbeiten auch in anderen Bereichen sehr aktiv an einer Transformation des Welt-Finanzsystems. So hat Peking etwa zusammen mit Russland, Südafrika und Brasilien die New Development Bank gegründet. Sie soll eine Alternative zur Weltbank darstellen. Auch gibt es viele Deals, die Liquidität für Entwicklungsländer bieten – in Yuan.

IWF und Weltbank werden sich reformieren müssen, wenn sie für Entwicklungs- und Schwellenländer attraktiv bleiben wollen.

China strickt also sehr aktiv an einem alternativen Finanzsystem, das in Konkurrenz steht zu den klassischen Institutionen Weltbank und IWF in Washington. Diese werden sich reformieren müssen, wenn sie für Entwicklungs- und Schwellenländer weiterhin attraktiv bleiben wollen. Denn diese wiederum werden – sollte Chinas Plan aufgehen – die ersten sein, die anfangen werden, in viel grösserem Umfang in Renminbi zu handeln.

Das Gespräch führte Simone Hulliger.

Echo der Zeit, 26.4.2023, 18:00 Uhr;

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