Die riesige US-Basis Bagram ist der sicherste Ort in ganz Afghanistan. Denn es ist mit Abstand der bestgeschützte. Doch weil sich die tausenden dort stationierten Soldaten mit Joggen und Radfahren fit halten und ihre Fortschritte mit Fitness-Apps dokumentieren, tauchen nun in aller Öffentlichkeit präzise Karten von Bagram auf.
Anhand der von den Soldaten verwendeten Routen ist gut zu erkennen, wo sich Pisten, Rollwege, Zeughäuser oder Truppenunterkünfte befinden. Dasselbe bei CIA-Standorten in Somalia, Truppenlagern im Irak und ebenso bei russischen Basen in Syrien.
Student klärte Militärs auf
Der erst 20-jährige australische Student, Nathan Ruser, stiess auf die Daten der Fitness-App Strava und wurde so über Nacht zum Fernsehstar. Zuerst habe er die Informationen aufgeschaltet, dann gleich wieder gelöscht.
Doch dann habe er sich gesagt: «Zum Teufel, das sollte wohl nicht öffentlich sein.» Also müsse man die Militärs aufrütteln, ihnen zeigen, was da auf einmal online zugänglich sei.
Privathandys als Einfallstor für die Gegenseite
Problematisch ist, dass heute die meisten Soldaten ständig ihr Privathandy dabeihaben. Etwa die Nato-Soldaten an der Ostflanke. Russland erfährt so ohne allzu grossen Aufwand, wie viele Soldaten wo genau stationiert sind, wann sie an Truppenübungen teilnehmen, wie rasch sie sich wohin bewegen. Genauso kann die Nato russische Handys hacken und entsprechende Informationen sammeln.
Informationsbeschaffung, die früher aufwändige und im Ergebnis oft unpräzise Geheimdienstrecherchen erforderte, wird mit modernen Kommunikationstechnologien ziemlich einfach und zuverlässiger.
Soldaten sollen Ortungsfunktion ausschalten
Im Pentagon ist man laut einer Sprecherin höchst irritiert nach den jüngsten Enthüllungen. Erwogen wird nun, die Nutzung ungesicherter Privathandys stark zu reduzieren und auf wenige gesicherte Räume zu begrenzen. Und zu verlangen, dass Soldaten die Ortungsfunktion von Fitness-Apps konsequent abschalten.
Wie das bei den Soldaten ankommt und ob sie sich daran halten, ist offen. Denn das persönliche Handy ist inzwischen selbst bei Einsätzen in Krisengebieten kaum mehr aus dem Soldatenalltag wegzudenken.