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Wirtschaft nach dem Brexit: Noch hat sich nichts gross verändert
Aus SRF 4 News aktuell vom 03.02.2020. Bild: Reuters
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Post-Brexit-Wirtschaft «Die Unsicherheit ist nicht vorbei»

Nun ist Grossbritannien aus der EU ausgetreten. Bis jetzt habe sich in der britischen Arbeitswelt wenig geändert, sagt die Londoner Redaktorin des deutschen «Handelsblatts», Kerstin Leitel. Doch sie geht davon aus, dass nach der Übergangsfrist gewisse Probleme auftauchen können.

Kerstin Leitel

Kerstin Leitel

Redaktorin für britische Wirtschaft beim «Handelsblatt»

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Kerstin Leitel schreibt seit 2013 für das «Handelsblatt». Die studierte Übersetzerin berichtet aus London über die britische Wirtschaft und Politik.

SRF News: Wie ist die Stimmung am ersten Arbeitstag nach dem Brexit in Grossbritannien?

Kerstin Leitel: Das hängt sehr davon ab, mit wem man spricht. Es gibt viele, die dem Brexit nicht positiv gegenüberstehen und die eher die Nachteile sehen, aber es gibt auch viele, die den Brexit begrüssen. Ich habe mit einem Unternehmer gesprochen, der sagt, er freue sich auf den Brexit und auf die Chancen, die damit einhergehen.

Experten gehen davon aus, dass die Wirtschaft in Grossbritannien in den nächsten Jahren weniger stark wachsen wird.

Er erhofft sich, dass mehr Handel mit Ländern ausserhalb der EU stattfinden wird. Andere Länder, die stark mit dem europäischen Markt verbunden sind, sehen es negativ, weil durch die erwarteten Zölle, Tarife und vielleicht auch Wartezeiten an den Grenzen mehr Arbeit und mehr Kosten auf viele Unternehmer zukommen werden.

Grosse und mittlere Firmen haben auf beiden Seiten des Ärmelkanals Strukturen aufgebaut. Kleine Unternehmen konnten sich das nicht leisten. Was bedeutet der Brexit für sie?

Manche kleinen Unternehmen haben vielleicht unterschätzt, was es für sie bedeuten könnte, und manche Unternehmen gingen davon aus, dass sie das gar nicht betreffe. Das könnte sich als Trugschluss erweisen. Schliesslich könnten auch kleinere Betriebe, die nur mit britischen Unternehmen Handel treiben, davon betroffen sein, wenn die Unternehmen, denen sie Produkte zuliefern, mit der EU handeln. Ausserdem gehen Experten davon aus, dass die Wirtschaft in Grossbritannien weniger stark wachsen wird, zumindest in den nächsten Jahren. Das trifft alle Unternehmen gleichermassen.

Was den Import von Produkten und Dienstleistungen betrifft: Läuft alles wie bisher oder rechnet man mit Schwierigkeiten?

Zunächst haben wir bis zum Ende des Jahres eine Übergangsfrist, in der alles so weiterläuft wie bisher. Was sich schon in den letzten Monaten und Jahren verändert hat, ist der Wechselkurs. Das britische Pfund ist sehr stark abgewertet. Dadurch werden die Importe teurer. Das hat sich schon in den Zahlen niedergeschlagen. Dazu kommt, dass man noch nicht wirklich weiss, was nach der Übergangsfrist auf die Unternehmen zukommt. Es läuft zwar alles weiter, aber die Unsicherheit ist nicht vorbei.

Gilt das auch für den Transport oder die Lagerung von Waren, oder erwartet man da Probleme?

Ich habe letzte Woche mit einem Spediteur gesprochen und der berichtete, dass die Grenzkontrollen verstärkt werden, dass die Schlangen an den Grenzen länger geworden sind. Momentan läuft das noch normal.

Kein Brite möchte im Winter auf Erdbeeren aus Spanien verzichten, aber wenn die von Grenzkontrollen länger aufgehalten werden, gibt es Probleme.

Doch diese Logistikkette sind so ausgeklügelt, dass schon kurze Verzögerungen an den Grenzen weitreichende Folgen haben können. Es geht um die vielen leicht verderblichen Waren, die durch die Welt transportiert werden, beispielsweise Erdbeeren aus Spanien. Kein Brite möchte im Winter auf Erdbeeren verzichten, aber wenn die von Grenzkontrollen länger aufgehalten werden, gibt es Probleme.

Wirtschaftlich läuft es noch im grünen Bereich; kann man es so zusammenfassen?

Ja, das Leben geht weiter und viele Unternehmen haben sich mit dem Brexit abgefunden. Insofern weiss man immerhin, dass die Unsicherheit etwas geringer geworden ist, weil man weiss, dass der Brexit stattfindet. Man weiss auch, dass es nicht mehr so einfach werden wird wie als EU-Mitglied.

Das Gespräch führte Roger Aebli.

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