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Präsident ausser Landes Putschversuch in Gabun offenbar niedergeschlagen

  • Gabuns Regierung hat nach eigenen Angaben einen Putschversuch im westafrikanischen Land vereitelt.
  • Präsident Ali Bongo befindet sich derzeit nicht im Land. Er erholt sich in Marokko von einem Schlaganfall.
  • Gabun ist eine ehemalige französische Kolonie mit grossen Ölvorkommen. Das Land wird seit rund 50 Jahren von der Familie Bongo regiert.

«Es ist wieder Ruhe eingekehrt, die Situation ist unter Kontrolle», sagte ein Regierungssprecher Gabuns nach dem Putschversuch. Soldaten waren zuvor in die Räumlichkeiten des staatlichen Radios und Fernsehens in der Hauptstadt Libreville eingedrungen. Ein auf Twitter verbreitetes Video zeigt Bewaffnete in Uniform, die behaupteten, die Macht ergriffen zu haben.

Sicherheitskräfte hätten zwei mutmassliche Putschisten getötet und sieben weitere festgenommen, sagte der Sprecher vor Journalisten. Zudem seien Sicherheitskräfte in der Hauptstadt postiert worden und würden die Präsenz in den kommenden Tagen aufrecht erhalten. Die Landesgrenzen blieben offen. Die in Libreville abgegebenen Schüsse seien von Sicherheitskräften abgefeuert worden, um eine Menschenmenge unter Kontrolle zu bringen.

Tränengas gegen Aufständische

Einem Reporter der Nachrichtenagentur Reuters zufolge versammelten sich etwa 300 Menschen in Libreville, um die Putschisten zu unterstützen. Sicherheitskräfte hätten Tränengas eingesetzt, um sie zu vertreiben. In der Stadt seien sporadisch Schüsse zu hören, auf den Strassen sei verstärkt Polizei und Militär unterwegs.

Die Soldaten hatten erklärt, der Präsident sei derzeit nicht fähig zu regieren. Ali Bongo hatte Ende Oktober einen Schlaganfall erlitten und erholt sich derzeit in Marokko. In den letzten zwei Monaten gab es wenig offizielle Informationen über seinen Gesundheitszustand.

Eine relativ stabile Demokratie

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Gabun ist seit 1961 als präsidiale Republik, also demokratisch organisiert. Ali Bongo wurde 2009 zum Präsidenten gewählt und folgte damit auf seinen Vater, der das Land zuvor gut 40 Jahre regiert hatte. Laut dem deutschen Auswärtigen Amt gilt Gabun im afrikanischen Vergleich als «Stabilitätsanker», weil es keine gewalttätigen ethnischen Auseinandersetzungen gibt. Die Menschenrechtssituation sei relativ gut – mit Einschränkungen in der Meinungs- und Pressefreiheit.

Das Schweizer Aussendepartement schreibt in seinen Informationen zu Gabun, dass man es unterlassen soll, die Regierung und Beamte öffentlich zu kritisieren. Die Beziehungen der Schweiz zum westafrikanischen Land seien «gut, aber nicht eng».

Grosse Ölvorkommen

Gabun zählt dank seinen Ölvorkommen zu den wohlhabenderen Ländern Afrikas. Es zählt etwas mehr als zwei Millionen Einwohner. Trotz Ölgeldern leben Teile der Bevölkerung in Armut.

Auf dem Korruptionsindex der Nichtregierungs-Organisation «Transparency International» liegt Gabun auf Platz 101 von 176. Auf dem gleichen Rang liegen beispielsweise auch die Philippinen und Peru.

Erst letzten Oktober waren in Gabun Parlamentswahlen. Sie liefen weitgehend friedlich ab – im Gegenteil zu 2016, als es nach einem knappen Wahlsieg Bongos zu Protesten mit mehreren Toten gekommen ist.

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