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Präsidentschaft Trump Trumps Sprecher tritt zurück

«Es ist unsere Absicht, Sie niemals anzulügen», sagte Sean Spicer zu Journalisten im Januar an einer Pressekonferenz im Weissen Haus. Ein gutes halbes Jahr später wirft er jetzt die Flinte ins Korn. Ob aus moralischen Gründen oder kollegialer Verstimmung, bleibt vorerst unklar.

Die Aufgaben des Sprechers

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Der Pressesprecher ist für die tagtägliche Kommunikation mit den Medien verantwortlich. Er ist dem Kommunikationsdirektor unterstellt, der für den generellen Zuschnitt der Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist.

Der seit langer Zeit umstrittene Sprecher des Weissen Hauses, Sean Spicer, hat auf Twitter seinen Rücktritt angekündigt. Das berichteten unter anderem der Sender NBC und die «New York Times». Spicer soll zu Präsident Donald Trump gesagt haben, die Entscheidung für Anthony Scaramucci als Kommunikationsdirektor des Weissen Hauses sei «ein grosser Fehler», berichtete die «New York Times».

«Es war eine Ehre, dem Präsidenten der Vereinigten Staaten, Donald Trump, sowie diesem wunderbaren Land zu dienen», schrieb Spicer auf Twitter. Er wolle sein Amt noch bis Ende August weiterführen. Nachfolgerin Spicers wird dessen bisherige Stellvertreterin Sarah Huckabee Sanders.

Vom ersten Tag an umstritten

Aber Sean Spicer war eigentlich vom ersten Tag an umstritten. Er hatte sich nach der Amtseinführung des Präsidenten einen heftigen Streit mit Journalisten über die Zahl der Besucher bei der Zeremonie vor dem Kapitol in Washington geliefert.

Anthony Scaramucci

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Anthony Scaramucci an einem Rednerpult.
Legende: Keystone

Der 53-jährige Anthony Scaramucci ist schon lange hinter den Kulissen aktiv im Politzirkus. Erst sammelte er für Barack Obama Gelder, dann überwarf er sich mit dem Demokraten, wechselte zu den Republikanern und unterstützte im Wahlkampf erst Scott Walker, dann Jeb Bush und schliesslich Donald Trump. Der Präsident mag die direkte Art Scaramuccis.

Spicer war überdies in seinen Pressebriefings den Fragen zu der Russland-Affäre immer wieder ausgewichen. Oft lag er mit seinen Äusserungen auch nicht auf einer Linie mit den Twitter-Botschaften und sonstigen Statements des Präsidenten. Oft wirkte er schlecht vorbereitet und hinterliess den Eindruck, keinen sonderlich guten Zugang zu Trump zu haben.

Rückzug aus der Öffentlichkeit

In den sechs Monaten seiner Zeit als Sprecher des Weissen Hauses kam es immer wieder zu Wortgefechten mit Journalisten. Spicer wurde zu einer Gallionsfigur der Trump-Regierung. Der 45-Jährige wurde anderem deshalb zum Thema in zahlreichen Comedy-Sendungen des US-Fernsehens.

In Erinnerung wird sein verrutschter Syrien-Vergleich bleiben. Dort verrannte er sich mit einer Analogie zwischen dem syrischen Machthaber Baschar al-Assad und Adolf Hitler. Sogar Hitler sei «nicht so tief gesunken, chemische Waffen zu verwenden», sagte Spicer – womit er den Genozid an den europäischen Juden in den Gaskammern der Nazis ignorierte.

Schon des Öfteren war spekuliert worden, Trump sei unzufrieden mit Spicers Arbeit und dieser stehe deshalb vor der Entlassung. Zuletzt hatte er sich aus der Öffentlichkeit stärker zurückgezogen und die Pressebriefings seiner bisherigen Stellvertreterin Sarah Sanders überlassen.

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