«Das ist eine Nachricht an die Regierung», ruft Bobi Wine in seinem Song Freedom. Die Botschaft des Songs: Wir kämpfen für Freiheit. Die Botschaft des Sängers: Der Präsident muss weg. Und die Botschaft kommt an, dank der Kraft der Musik. «Klar, die Musik hilft. Dank ihr dringe ich ins Bewusstsein der Jungen.»
Der schmächtige 37-jährige Neu-Politiker trägt eine rote Baskenmütze und einen weissen Anzug. Seine Rastas sind längst einer smarten Kurzhaarfrisur gewichen. Bobi Wine hat sich gewandelt, vom unpolitischen Kiffer zum Mann, der Ugandas Präsident Yoweri Museveni schlaflose Nächte bereitet.
Nun muss er wegen Hochverrats vor Gericht antreten. Seine Anhänger hätten Steine auf einen Auto-Konvoi des Präsidenten geworfen, so ein Vorwurf. Das könnte lebenslänglich bedeuten. Wegen dieser Steinwürfe vor einem Jahr wurde Wine vom Militär festgenommen und misshandelt. Unlängst starb ein Weggefährte, nachdem er von Unbekannten verprügelt wurde.
Oppositionspolitik in Uganda ist lebensgefährlich. Hat er keine Angst? Wine wiegelt ab: «Mandela sagte einst: Mut bedeutet nicht, keine Angst zu haben, sondern die Angst zu besiegen.» Seine Angst sei da, aber die Entschlossenheit stärker.
Einschneidendes Erlebnis
Die Entschlossenheit macht ihn populär. Viele Menschen in Uganda wünschen sich Wandel. Drei Viertel von ihnen haben nie einen anderen Präsidenten erlebt als Museveni, der seit 33 Jahren an der Macht ist.
Einst war auch Ugandas Präsident ein junger Revolutionär. Doch wie viele Langzeitherrscher in Afrika glaubt auch Museveni, ohne ihn gehe es nicht. Und so will auch Museveni bei den Wahlen in zwei Jahren wieder antreten. Sein grösster Herausforderer: Bobi Wine.
Der Sänger ist im Slum aufgewachsen, sang von Liebe und Geld und wurde reich dank der Musik. Dann folgte der einschneidende Moment: Ein Soldat erschoss einen Freund von ihm, weil ihn dieser im Billard besiegt hatte. Der Soldat kam jedoch straflos davon. Von da an wurde Bobi Wine politisch.
Vor zwei Jahren schaffte Robert Kyagulanyi, so sein bürgerlicher Name, völlig überraschend den Sprung ins Parlament und schloss sich mit dem Oppositionsführer zusammen. Vor Kurzem der nächste Schritt: Wine hat angekündigt, Präsident werden zu wollen. Ein neuer starker Mann für Uganda? «Kein starker Mann, sondern starke Institutionen.» Diese könnten Gier und Ansprüche von Politikern eindämmen, so der 37-Jährige.
Revolution oder nicht?
Institutionen stärken – klingt gut. Doch noch ist das politische Programm seiner Bewegung dürftig. Zuletzt wehrte sie sich gegen die Einführung einer Steuer auf soziale Medien. Vieles bleibt aber revolutionäre Rhetorik. «Ich glaube, Afrikas Jugend wird sich schon bald erheben. Eigentlich befinden wir uns schon inmitten der Revolution.»
Vielleicht braucht es gar keine Revolution, sollte Bobi Wine demokratisch gewählt werden. Doch wenn der Hoffnungsträger in den nächsten Wochen schuldig gesprochen würde, könnte es in Uganda tatsächlich zu einer Revolution kommen.