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Prostitution auf Philippinen Sogar Eltern animieren ihre Kinder zu Online-Sex

Kinderprostitution und -pornografie sind auf den Philippinen ein riesiges Problem. Zehntausende Minderjährige werden ausgebeutet.

Wie viele Kinder auf den Philippinen sind von Prostitution betroffen?

Das Kinderhilfswerk Unicef spricht von 60'000 bis 100'000 Kindern, die in Prostitution involviert sind. Laut offiziellen Zahlen verkaufen insgesamt bis zu 800'000 Filippinos ihren Körper – inklusive Erwachsene. Da es sich bei der Prostitution um ein illegales Geschäft handelt, ist das bloss eine Schätzung.

Welche Rolle spielt der Tourismus?

Eine grosse. Die meisten Freier sind zwar Filipinos, aber die Philippinen gelten auch für ausländische Sextouristen als Paradies. Trotz Verbot ist Prostitution weitgehend akzeptiert und hat eine lange Tradition. Viele Filipinos sprechen Englisch, entsprechend können sich Ausländer einfach verständigen. Im vergangenen Oktober sagte der amerikanische Botschafter auf den Philippinen öffentlich, dass 40 Prozent aller ausländischen Besucher allein für den Sextourismus ins Land kämen. Die Aussage löste einen Sturm der Entrüstung aus.

Aufnahme aus einem philippinischen Slum.
Legende: Die Armut auf den Philippinen ist immens – Prostitution für viele die einzige Einkommensmöglichkeit. srf/Karin Wenger

Wieso ist Prostitution – und Kinderprostitution – gerade auf den Philippinen derart verbreitet?

Das hat unter anderem mit der Geschichte zu tun: Die Amerikaner betreiben seit Anfang der 1960er-Jahre, seit dem Vietnamkrieg, Militärbasen auf den Philippinen. Mit den Soldaten nahm auch die Prostitution massiv zu, ähnlich wie in Thailand. Hinzu kommt ein neuer, beängstigender Trend: In der Kinderprostitution und -pornografie hat das Onlinegeschäft stark zugelegt. Das Land hat gute Internetverbindungen, es gibt unzählige Callcenter im Land. Rund zehn Millionen Filippinos arbeiten im Ausland, entsprechend besteht ein etablierter Online-Zahlungsverkehr. All das begünstigt die Kinderpornografie. Die Kinder verdienen im Onlinegeschäft – indem sie vor Kameras sexuelle Akte ausführen – viel mehr Geld, als wenn sie sich direkt prostituieren. Das hat dazu geführt, dass viele Eltern ihre eigenen Kinder zum Onlinesex animieren. Doch all das gäbe es nicht, wenn die Armut auf den Philippinen nicht derart weit verbreitet wäre. Sie ist der Hauptgrund, wieso sich so viele Filipinos prostituieren.

Was tun die Behörden und die Strafverfolgung dagegen?

Die Philippinen haben hervorragende Gesetze, wenn es um Prostitution und um Kinderpornografie geht. Allerdings hapert es bei der Umsetzung. Das Problem und die Fülle – gerade wegen der Internet-Pornografie – sind schlichtweg überwältigend, die Gerichte sind völlig überlastet. Hinzu kommt, dass zu wenig und zu schlecht ausgebildetes Personal im Kampf gegen die Kinder- und Onlinepornografie eingesetzt werden. Seitdem Präsident Rodrigo Duterte seinen Drogenkrieg begonnen hat, sind die Gefängnisse und die Gerichte zudem chronisch mit Drogenkriminellen oder -abhängigen überfüllt. Und: Korruption ist immer noch weit verbreitet. So kann ein Bar-Besitzer die Polizisten leicht bestechen, wenn er mit Prostituierten ein Nebengeschäft betreibt.

Viele Männer in einer grossen Zelle.
Legende: Die Gefängnisse auf den Philippinen sind völlig überfüllt. Getty Images

Was tun die Hilfsorganisationen?

Es gibt viele internationale und lokale Hilfsorganisationen, die sich um Prostituierte und Kinder-Prostituierte kümmern. Die «Philippine campaign against Child Trafficking» etwa versucht, die Leute für das Problem zu sensibilisieren und Opfer wieder in die Gesellschaft zu integrieren. Das Stigma ist oft riesig. Gerade Kinder werden teilweise von ihren eigenen Familien fallen gelassen. Die «Stairway Foundation» hat einen Animationsfilm zu Kinderhandel und -pornographie produziert, um das weit verbreitete Schweigen zu brechen. Die Organisation «Forge», die auch von Caritas Schweiz unterstützt wird, führt auf der Insel Cebu Kinderschutzhäuser. «Forge» arbeitet auch im Tourismussektor, um Fälle von Kinderhandel aufzudecken und zu verhindern. Daneben unterstützen auch grosse Internationale Organisationen wie das Kinderhilfswerk Unicef oder die Internationale Arbeitsorganisation ILO kleinere, lokale Organisationen, die in diesem Bereich arbeiten.

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