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Protest gegen Umweltauflagen Hollands Bauern setzen Kampf gegen tiefere Stickstoffwerte fort

Vielen Landwirtschaftsbetrieben droht bei der geplanten Stickstoffreduktion der Ruin. Eine Lösung ist nicht absehbar.

Seit über zwei Wochen protestieren niederländische Bauern gegen geplante neue Umweltauflagen. Mit der drastischen Reduktion des Stickstoff-Ausstosses müssten nach Einschätzung der Regierung etwa 30 Prozent der Viehbauern ihren Betrieb aufgeben.

Die zum Wochenbeginn geplante «Stilllegung des Landes» gelang den Bauern zwar nicht ganz, doch es wurden zahlreiche Strassen und Verteilzentren von Supermärkten blockiert. Die Regierung hatte am Wochenende einen Vermittler bestimmt, doch bisher gibt es keine Aussichten, dass die Aktionen ausgesetzt würden. Der Zentrale Verband des Lebensmittelhandels nannte die Blockaden «total inakzeptabel» und sprach bereits von ersten Versorgungsengpässen.

Blockade in Drachten.
Legende: Eine Bauernblockade am 6. Juli 2022 vor dem Aldi-Verteilzentrum in der Ortschaft Drachten. imago images

Das Problem mit dem Ammoniak

Kein anderes Land in Europa betreibt eine derart intensive Landwirtschaft und hält mehr Vieh pro Hektar wie die Niederlande. Teilweise wird das Vieh gar gestapelt, in dreistöckigen Schweineställen. Entsprechend gross ist der Stickstoffausstoss der Landwirtschaft durch die Massentierhaltung.

Der von der Regierung Mitte Juni vorgestellte Rahmenplan gebe nun auf einer Landkarte in verschiedenen Farben an, in welchen Gebieten die Stickstoff-Produktion um wieviel Prozent reduziert werden müsse, erklärt SRF-Mitarbeiter Thomas Verfuss. In Naturschutzgebieten sind das teilweise über 90 Prozent.

Keine rasche Lösung in Sicht

Dies träfe entsprechend vor allem Bauernbetriebe rund um diese Naturschutzgebiete. «Sie befürchten, dass ihre Höfe derart verkleinert werden, dass sie nicht mehr wirtschaftlich wären oder gar schliessen müssen», so Verfuss.

Blockade.
Legende: Kein Durchkommen am 4. Juli 2022 auf der A67 in der Nähe von Hapert Keystone

Naturschutzorganisationen sehen die langfristige Lösung des Problems in einer massiven Reduktion der Massentierhaltung und des Fleischexports. Eine Umstellung etwa auf biologische Produktion aber kostet Zeit und Geld. Für viele Bauern ist das nicht möglich, haben sie doch unter dem Druck der grossen Supermarktketten in die Massentierhaltung investiert und Kredite aufgenommen.

Aber auch die aktuelle Vierparteien-Regierung ist in der Frage zerstritten, die zudem durch die Corona-Pandemie und steigende Energiepreise noch vor anderen finanziellen Herausforderungen steht. Ausserdem müsste nicht die Zentralsregierung die neuen Umweltauflagen umsetzen. Die Ausarbeitung wäre den zwölf Provinzen überlassen, wo es ebenfalls starken Widerstand der ländlichen Kreise gibt.

Blockade-Aktionen der Bauern werden stärker

Box aufklappen Box zuklappen

Die niederländischen Bauern haben am Montag ihre Protestaktionen gegen die geplante Umweltauflagen auf Supermärkte und Häfen ausgedehnt. Von den jüngsten Blockaden waren vor allem Marktführer Albert Heijn und Jumbo betroffen, aber auch Coop, Plus, Aldi und Lidl spürten die Wut der Landwirte.

Insgesamt waren über 20 Distributionszentren gestört. Hunderte blockierten mit Traktoren und Heuballen die Zufahrten zu Grosslagern, nachdem es bereits in den letzten Wochen wiederholt Störaktionen gab.

Erstmals blockierten aus Solidarität auch Fischer die Häfen mit Booten, was den touristischen Fährbetrieb zu den Inseln störte. Der Hafen von Rotterdam war nicht betroffen. Auch die Blockade der Flughäfen blieb vorerst aus.

Auf einer Autobahnausfahrt bei Heerenveen im Norden des Landes gaben Beamte am späten Dienstagabend Schüsse auf Traktoren ab, die angeblich auf sie zusteuerten. Die Landwirte bestreiten die Darstellung der Polizei.

Echo der Zeit, 05.07.2022, 18:00 Uhr ; 

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