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Proteste in Rumänien «Es herrscht ein grosser gemeinsamer Geist im Volk»

Die Demonstranten lassen sich nicht beruhigen, die Proteste gehen weiter. SRF-Korrespondent Urs Bruderer erklärt, warum.

SRF: Die rumänische Regierung hat das umstrittene Dekret zur Strafmilderung bei Korruption zurückgezogen. Die Demonstranten haben ihr Ziel eigentlich erreicht. Warum gehen sie noch immer auf die Strasse?

Urs Bruderer

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Portrait von Urs Bruderer

Der Journalist wirkt seit 2006 für SRF, zunächst als Produzent der Sendung «Echo der Zeit». 2009 wurde er EU-Korrespondent in Brüssel. Seit 2014 berichtet Bruderer aus Osteuropa. Er hat Philosophie und Geschichte studiert.

Osteuropa-Korrespondent Urs Bruderer: Es ist ein Zeichen des tiefen Misstrauens, das die Menschen gegen diese Regierung haben. Sie glauben nicht wirklich, dass die Regierung tatsächlich auf der ganzen Linie nachgeben wird. Manche wollen aber noch mehr und fordern beispielsweise den Rücktritt der Regierung oder Neuwahlen. Vielen ist aber auch klar, dass die sozialdemokratische Partei die Wahlen klar gewonnen hat und damit legitimiert ist, die Regierung zu stellen. Sie fordern nur anständiges Regieren nach den demokratischen Grundregeln.

Die Proteste sind die grössten seit 1989 als Ceausescu an der Macht war. Aber sprechen die Demonstranten in Bukarest für eine Mehrheit im Land?

Ich denke schon. Was die Regierung da vorhatte, gefiel auch vielen ihrer eigenen Anhänger überhaupt nicht. Sie versuchten am Sonntag eine Gegendemonstration zu organisieren vor dem Präsidentenpalast. Sie fiel sehr kläglich aus, die Rede war von 1500 Leuten. An den Anti-Regierungs-Demonstrationen waren hingegen wirklich Unmengen von Leuten. Und diejenigen, die nicht teilnehmen konnten, traten bei ihrem Arbeitsplatz vor die Türe und applaudierten. Es herrschte ein grosser gemeinsamer Geist in der Bevölkerung.

Es wird schwierig, das Vertrauen wieder aufzubauen.
Autor: Urs Bruderer SRF-Korrespondent

Ist die Regierung kurz vor dem Ende?

Die Regierung hat sich selber enormen Schaden zugefügt. Ihr Glaubwürdigkeitsproblem ist sehr gross. Sie versucht es zu bekämpfen mit einem Gegenangriff und mit Verleumdungskampagnen. Sie spricht davon, dass internationale Multis hinter den Protesten stünden. Diese Strategien sind gefährlich und helfen der Regierung wohl nicht. Es wird schwierig, das Vertrauen wieder aufzubauen.

Das Gespräch führte Hans Ineichen.

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