Die Königin mischt sie sich nicht in die Politik ein – dachten zumindest ihre Untertanen. Doch nun zeigt sich: Sie nimmt sehr wohl Einfluss. Etwa, wenn es um ihre schottischen Ländereien geht. Dort hatte das Parlament entschieden, dass für ökologische Fernwärme-Leitungen Landbesitzer zum Verkauf gezwungen werden können. Das Gesetz gilt aber nicht für Queen Elisabeth II.
Die englische Zeitung «Guardian» enthüllte am Donnerstag die Details: «Wir wussten, dass die Königin diese Macht theoretisch hat. Aber wir wussten nicht, dass sie die auch für ihre Privat-Interessen nutzt, und hatten keine Ahnung, wie oft sie diese Macht nutzt», so Severin Carrell, Journalist beim «Guardian».
«Das ist undemokratisch»
Tatsächlich darf die Queen noch bevor das Parlament über neue Gesetze debattiert, diese einsehen – wenn sie ihre persönlichen Interessen betreffen. Was ihr aber keiner zugetraut hat: Dass sie das schon über 1000 Mal getan hat. Und in einigen Fällen erfolgreich für Änderungen lobbyierte – wie in Schottland.
Für Andy Wightman, ehemaliger schottischer Abgeordneter, ist der Fall klar: «Es ist undemokratisch, dass eine Person – die notabene das Staatsoberhaupt ist – Gesetze beeinflussen kann, wenn ihr diese persönlich nicht passen. »
«Die Öffentlichkeit wird mehr Transparenz fordern»
Die königlichen Ländereien gehören zu den grössten in Schottland. Bis vor kurzem erhielt die Queen dafür EU-Fördergelder. Im Allgemeinen hätten die Royals vermutlich nichts gegen ökologische Projekte und Einsatz fürs Klima. So setzt sich Thronfolger Prinz Charles seit Jahren für die Umwelt ein – aber die Familie will mitbestimmen.
Allerdings, so vermutet Rechtsanwalt Joshua Rozenberg: «Die Öffentlichkeit wird künftig mehr Transparenz fordern. Die Leute werden wissen wollen, wann und warum der Buckingham Palace Gesetze geändert haben will. »
Den Aufstand probt ihr Volk zwar nicht – aber es wird künftig wohl mehr Transparenz von seiner Königin verlangen.