- Der ehemalige südafrikanische Präsident Frederik Willem de Klerk ist gestorben. Dies teilte die FW de Klerk Foundation mit.
- De Klerk wurde 85 Jahre alt. Er war der letzte Präsident des südafrikanischen Apartheid-Regimes.
- 1989 hatte de Klerk mit einem Reformkurs die Abschaffung des rassistischen Apartheid-Regimes eingeleitet.
Es war der 2. Februar 1990, als Frederik Willem de Klerk in der Geschichte Südafrikas eine spektakuläre Wende einleitete. Seit einem knappen halben Jahr war de Klerk Präsident Südafrikas.
Nun stand er vor dem Parlament, verkündete, der ANC (African National Congress) und zahlreiche andere Anti-Apartheid-Gruppen seien nicht mehr verboten. Politische Gefangene würden freigelassen. Darunter auch Nelson Mandela, die Symbolfigur des Schwarzen Widerstands. Nach 27 Jahren Haft.
Frederik Willem de Klerk überraschte an diesem Tag die Welt. Jahrelang war er ein linientreuer Verfechter der Apartheid gewesen, war in diesem System der Ausgrenzung und Unterdrückung politisch gross geworden. Und nun leitete er das Ende dieses Systems ein.
«It had to be done»
Geboren wurde de Klerk 1936, in eine traditionsreiche Politikerfamilie. Bereits als Jurastudent engagierte er sich politisch, trat in die regierende National Party ein, wurde Parlamentarier, Innenminister, Bildungsminister. Und schliesslich Präsident Südafrikas. Das war 1989.
Aussenpolitisch war das Land weitgehend isoliert. Im Innern stand die Regierung angesichts der Unruhen, der Streiks und der Gewalt wirtschaftlich und politisch zunehmend unter Druck. «It had to be done», es musste getan werden, sagte de Klerk später oft, wenn er auf diesen 2. Februar 1990 angesprochen wurde: «Dahinter steckte die Erkenntnis, dass die Apartheid falsch war, dass die Menschen unter der Apartheid gelitten haben. Dass sie moralisch nicht zu rechtfertigen war, und dass wir ein neues Kapitel aufschlagen mussten. Es war auch die Erkenntnis, dass es zur Katastrophe gekommen wäre, hätten wir weitergemacht wie bisher.»
Es galt also, Macht zu teilen oder unterzugehen. Die diskriminierenden Gesetze wurden nach und nach abgeschafft, es gab eine neue Verfassung. Das weisse und das schwarze Südafrika schlugen den gemeinsamen, aber beschwerlichen Weg ein in eine Zukunft ohne Apartheid.
1993: Friedensnobelpreis für de Klerk und Mandela
Vier Jahre nach de Klerks Rede erlebte das Land die ersten freien Wahlen. Mandelas ANC trug einen überwältigenden Wahlsieg davon; Mandela wurde Präsident, de Klerk einer seiner zwei Vizepräsidenten. Bereits im Jahr zuvor, 1993, hatten die beiden den Friedensnobelpreis erhalten.
Während Mandela zum politischen Superstar aufstieg, spielte de Klerk im neuen Südafrika nur noch eine Nebenrolle. Als Held habe er sich nie gefühlt, sagte er 2014 in der Süddeutschen Zeitung. Und wies doch immer wieder darauf hin, dass er und seine Leute es gewesen waren, die den Anfang gemacht hatten, der zum Ende der Apartheid führte, und nicht der ANC.
Eine Geschichte, die noch nicht zu Ende ist
Viele kreideten ihm an, er habe sich nie wirklich entschuldigt für die Verbrechen des weissen Apartheid-Regimes. Dagegen wehrte er sich stets. Dass ihn die Radikalen unter seinen weissen Landsleuten noch Jahrzehnte danach einen Verräter nannten, kümmerte ihn hingegen nicht.
Was ihn kümmerte, war der Weg, den sein Land und dessen Politiker in den letzten Jahren gegangen sind. «Wir sind nicht mehr an einer Weggabelung, wir haben den falschen Weg genommen», sagte er etwa zum dreissigsten Jahrestag seiner Februar-Rede dem südafrikanischen Fernsehsender SABC. Und er prangerte die grassierende Armut an, die hohe Arbeitslosigkeit und die Ungleichheit im Land.
Jetzt ist diese Stimme verstummt. Frederik Willem de Klerk, der weisse Südafrikaner, hat in der Geschichte seines Landes einst eine spektakuläre Wende eingeleitet. Zu Ende ist diese Geschichte noch lange nicht.