Zum Inhalt springen

Raus aus dem Westjordanland Junge suchen digital Anschluss an die Arbeitswelt

In den Palästinensergebieten hat die Hälfte aller 20-Jährigen keine Arbeit. Ausreisen wird ihnen durch Israel erschwert.

Die junge Palästinenserin Dina Zabaneh hatte Glück. Sie bekam von den israelischen Behörden eine Ausreisebewilligung, um in Grossbritannien zu studieren. Tausende von Palästinensern dürfen nicht ausreisen, wenn ihnen das die israelischen Behörden verweigern. Dina durfte raus aus dem Westjordanland.

Und sie kam wieder zurück. Nicht ganz freiwillig. Die britische Regierung bezahlte ihr das Studium. Mit der Auflage: zurückkehren und ihr Wissen weitergeben. Das macht die Finanzwirtschafterin jetzt auch mit Herzblut. «Ich nütze hier mehr als in England, wo es Tausende gibt mit meinen Fähigkeiten», sagt sie. Und diese Einsicht habe ihre Rückkehr nach Ramallah erleichtert.

Landkarte Israels eingezeichnet mit den palästinensischen Gebieten
Legende: Ramallah ist das palästinensische Wirtschaftszentrum im Westjordanland. SRF

Dina Zabaneh arbeitet als Projektmanagerin für die Organisation Leaders International. Sie hilft Studentinnen und Studenten, ihre Forschung in Marktideen umzusetzen und Startups zu gründen. Sie ermöglicht ihnen Zugang zu Wissen, das es in der digitalen Welt braucht. Etwas, was palästinensischen Uni-Abgängern häufig fehlt.

Ausgewählte Startups erhalten in der Gründungsphase finanzielle Hilfe, danach beratende Begleitung. Das ist alles einfacher gesagt als getan. Gesetze und Tabus behindern nämlich ihre Arbeit.

Männer laufen einer Mauer entlang
Legende: Der Kalandia-Checkpoint zwischen Ost-Jerusalem und Ramallah ist für viele Palästinenser ein grosses Hindernis. Keystone/Archiv

Auf der einen Seite sind das die Israelis mit ihren Reisebeschränkungen. Sie erschweren Reisen von Fachkräften und Studierenden. Auf der anderen Seite sind das die Palästinenser selbst mit ihren Tabus. Tabu sei leider der Austausch mit israelischen Fachkräften – ebenso Frauen, die Karriere machten, so Dina.

Als junge Frau ohne Kopftuch, Mann und Kinder fühle sie sich manchmal isoliert, weil sie nicht der sozialen Norm entspreche, sagt die Projektmanagerin.

Laut einer Studie der Weltbank tragen Technologie-Startups noch kaum etwas zur palästinensischen Wirtschaft bei. Aber es gebe Lichtblicke. Einer davon sei die gute Vertretung von Frauen in dieser Branche.

Gebäude in Ramallah
Legende: Blick aus Dina Zabanehs Büro auf Gebäude in Ramallah, wo Geschäftsideen und Startups entstehen. Susanne Brunner/SRF

Dazu hat Dina Zabaneh in den letzten zwei Jahren etwas beigetragen. Hat sich die Rückkehr ins Westjordanland für sie also gelohnt? Ja und nein, sagt sie. Sie sehe, dass ihre Arbeit bei einigen wirklich etwas bewirkt habe. Gleichzeitig sei das Leben im palästinensischen Westjordanland stark von Einschränkungen geprägt, sowohl beruflich wie auch persönlich.

Ob sie in ihrer palästinensischen Heimat bleiben wird oder nicht, weiss Dina noch nicht. Aber immerhin hat sie die Wahl – denn sie darf wieder ausreisen.

Meistgelesene Artikel