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Raus aus der Isolation Grönland macht wieder auf

Während der Pandemie hat sich Grönland praktisch abgeschottet. Jetzt möchten die Menschen wieder näher ans Festland.

Die Hauptnachrichtensendung des öffentlich-rechtlichen grönländischen Fernsehens machte damit vor Wochenfrist gross auf: «Grönland ist coronafrei», erklärte die Tagesschau-Sprecherin und berichtete, dass seit Beginn der Pandemie 50 Menschen in Grönland positiv auf das Virus getestet wurden.

Gestorben sei jedoch niemand mit Covid-19, und auch ernsthafte Erkrankungen seien keine bekannt. Und noch eine positive Nachricht hatte die Fernsehjournalistin in der Abendsendung zu verkünden: «Die Regierung hat beschlossen, unser Land wieder für Besucherinnen und Besucher aus dem Ausland zu öffnen.»

Sonnenuntergang in Tasiilaq.
Legende: Wie andere Inselstaaten konnte Grönland das Virus weitgehend fernhalten. Zudem ist die Insel dünn besiedelt. Zwischen den einzelnen Ortschaften gibt es weder Strassen- noch Bahnverbindungen. Im Bild: Sonnenuntergang in Tasiilaq. Keystone

Seit dem Ausbruch der Pandemie gab es keinen regulären Passagierverkehr mehr zwischen Grönland und der Welt. Die einzigen Verbindungen wurden von Frachtschiffen und Regierungsflugzeugen aufrechterhalten. Der wirtschaftlich für Grönland so bedeutsame Tourismus konnte unter diesen Bedingungen natürlich nicht mehr aufrechterhalten werden. Viele kleinere Betriebe und Restaurants gingen in Konkurs.

Gleichzeitig nutzte die Regierung die internationale Besuchspause dazu, die touristische Infrastruktur mit viel Geld zu modernisieren. In der Stadt Ilulissat an der grönländischen Westküste öffnete vor wenigen Tagen das erste von sechs über das ganze Land verteilten Besuchs- und Kulturzentren. Dabei stehen die Geschichte und Bedeutung des Eises für Grönland und das Weltklima im Mittelpunkt.

Heimweh-Grönländer fliegen nachhause

Wegen seiner strategischen Lage an der Diskobucht, wo das grönländische Inlandeis direkt ins Meer grenzt, gilt Ilulissat nicht nur bei Touristen, sondern auch bei Politikern und Forschenden als Hotspot, wenn es darum geht, die Folgen der Erderwärmung mit eigenen Augen zu sehen.

Doris Leuthard in Ilulisat
Legende: Die damalige Umweltministerin Doris Leuthard besuchte Ilulisat 2017. Keystone

Doch trotz Wiedereröffnungsbeschluss der Regierung werden die ausländischen Besuchenden in diesem Sommer noch weitgehend ausbleiben. Das hat mit dem anhaltenden Stopp des Kreuzfahrttourismus im Nordmeer zu tun, aber auch mit den begrenzten Kapazitäten in der Luft.

Die gut tausend Plätze, welche die staatliche Fluggesellschaft Air Greenland seit dieser Woche wieder zwischen Dänemark und Grönland verkauft, waren innerhalb von wenigen Minuten vergriffen – und das bis Mitte August. Dabei handelt es sich um Grönländerinnen und Grönländer, die in Europa leben und ihre Familien wieder einmal zu Hause besuchen wollen.

Info3, 07.07.2021, 12 Uhr

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