Seit drei Jahren ist in Fréjus, im Südosten Frankreichs, der Front National an der Macht. Stadtpräsident ist der 29-jährige David Racheline. Er ist zugleich auch Kampagnenleiter von Madame Le Pen. Fréjus ist quasi das Labor des Front National. Hier will die Partei beweisen, dass sie regieren und zugleich protestieren kann.
Kampf für die Umwelt
Nicht alle stehen hinter der Politik von Racheline. Das «Komitee zum Schutz der Strände Fréjus» wehrte sich gegen die Urbanisierungs-Pläne des Front National. Das naheliegende Naturschutzgebiet sollte überbaut werden und auf dem heutigen Marktplatz ein Luxushotel entstehen. Beides konnte mit Hilfe des «Quartiervereins» abgewendet werden.
Der Kampf gegen den Bürgermeister hat aber Konsequenzen. Nach 90-jähriger Tradition sollen sie nun aus ihrem Vereinslokal ausziehen. Bis anhin kämpft der Verein aber dagegen erfolgreich an.
Stimmen dank Pétanque
Andere sind hochzufrieden mit dem jungen Bürgermeister. Die älteren Herren im Park zum Beispiel. Damit diese gemütlich Pétanque spielen können, hat der Bürgermeister für sie Unterstand aufgestellt. Darin können sie ihre Stühle und Kugeln versorgen. Zudem habe er die Steuern nicht erhöht. «Die Steuern bleiben stabil und dies ist gut so!» sagen sie.
Erfolgreiche Symbolpolitik
David Racheline wurde vor drei Jahren mit 45 Prozent gewählt. Als erste Amtshandlung liess er symbolisch die Europaflagge am Rathaus abnehmen. Zudem will er die Moschee im Ort abreissen. Dies ist ihm bis anhin nicht geglückt, Symbolpolitik lässt sich mit der Thematik aber trotzdem betreiben.
Auch in der Finanzpolitik greift Racheline rigoros durch. Die Ausgaben wurden um 20 Prozent gekürzt. Sein Vize Gilles Longo ist stolz auf die Leistung: «In seiner Zeit hat er von den 240 Millionen Euro Schulden bereits 18 Millionen abgetragen». Das meiste davon durch den Verkauf von gemeindeeigenen Grundstücken an private Investoren.
Jede kleine Anekdote von Fréjus ist gleich in den nationalen Medien
Zudem gefällt Longo, dass ganz Frankreich auf die kleine Stadt schaut. «Jede kleine Anekdote ist gleich in den nationalen Medien, dass finde ich amüsant.»
«Rassistische Töne»
Andere haben weniger Freude am Bürgermeister. Die Sozialistin Elsa Di Méo hadert mit dem rüden Umgangston. «Seit der Wahl von Racheline ist die Stadt sehr ideologisch geworden, rassistische Töne gehen den Bewohner viel leichter über die Lippen.»
Rassistische Töne gehen den Leuten nun leichter über die Lippen
Auch die Oppositionsführerin Françoise Cauwel glaubt, dass sich der Bürgermeister nicht für das Gedeihen der Stadt interessiere, sondern nur für den Wahlsieg von Marine Le Pen. Sie wünscht sich deshalb, dass es eine Überraschung gibt und Marine le Pen nicht in den zweiten Wahlgang kommt.