Die Eckdaten
Trump spricht am Dienstagabend um 21:00 Uhr Ortszeit (03:00 Uhr MEZ) im Kapitol. Seine Rede wird voraussichtlich eine Stunde dauern. Anwesend sein werden dabei die Mitglieder beider Parlamentskammern, also des Senats und des Repräsentantenhauses.
Was wird erwartet?
Der US-Präsident wird Bilanz über sein erstes Jahr ziehen. Dabei dürften einerseits die Rekorde an der Börse sowie Trumps Steuerreform im Zentrum stehen. Ausserdem will Trump für ein grosses Infrastrukturpaket werben, hiess es aus dem Weissen Haus.
Andererseits wird es um das Dauerthema Immigration gehen. Ein kürzlich vorgelegtes Einwanderungspaket des Weissen Hauses sieht die erleichterte Einbürgerung von 1,8 Millionen Migranten vor, verlangt aber im Gegenzug härtere Massnahmen gegen andere Einwanderer und Gelder für die geplante Grenzmauer zu Mexiko.
Stilfrage
Wie aus dem Weissen Haus zu vernehmen ist, wird der Präsident einen versöhnlichen Ton anschlagen. Im Gegensatz zu seiner Antrittsrede, die noch ein düsteres Bild zeichnete, soll nun optimistisch in die Zukunft geblickt werden. Falls sich Trump an das Skript hält, ist ihm dies durchaus zuzutrauen, wie wir seit seinen Reden in Südkorea oder Davos wissen.
Wird die Rede ein Wendepunkt?
Davon ist nach etwas mehr als einem Jahr seiner Präsidentschaft nicht auszugehen. Der US-Präsident agiert noch stets sehr sprunghaft und ist in seinen Aussagen oft inkohärent und widerspricht sich. Bereits letzten Februar hielt er eine Rede vor dem gesamten Kongress, in deren Nachgang sein Auftritt von allen Seiten als sehr präsidial gelobt wurde. Nur Tage später äusserte er bereits wieder unhaltbare Abhörbeschuldigungen gegen seinen Amtsvorgänger Obama.
Gästeliste
Sowohl die Kongressmitglieder als auch das Weisse Haus hat die Möglichkeit, Gäste einzuladen, was auch regelmässig geschieht. Die Gästeliste ist jeweils hochpolitisch. In diesem Jahr werden in der Loge der First Lady zwei Familien Platz nehmen, deren Töchter von Gangmitgliedern getötet wurden. Auf der anderen Seite haben die Demokraten mehrere junge temporär geschützte Einwanderer eingeladen.
Gibt es eine Gegenrede?
Ja. Die Rede bietet jährlich eine Plattform für Jungpolitiker und -politikerinnen der Opposition. Die Demokraten haben dieses Jahr den Grossneffen des früheren Präsidenten John F. Kennedy, Joe Kennedy III. ausgewählt. Obwohl er noch nicht aggressiv auf die grosse Bühne drängte, gilt er als scharfer Kritiker des Präsidenten.
Werden Proteste im Kongress erwartet?
Mehrere Demokraten und Demokratinnen haben angekündigt, die Rede boykottieren zu wollen, unter anderem John Lewis, Ikone der Bürgerrechtsbewegung. Ausserdem wollen einige demokratische Frauen in Schwarz zur Rede erscheinen und so ihre Solidarität mit der #MeToo-Bewegung ausdrücken.