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Republikaner am Parteitag Donald Trump: Eine pompöse Kampfansage

So etwas war in Washington noch nie zu sehen: TRUMP 2020 erleuchtet am nächtlichen Himmel über der National Mall. Normalerweise finden dort Feuerwerke zum Nationalfeiertag statt, diesmal ist es ein Wahlkampfspektakel.

Seine über einstündige Nominierungsansprache hielt Trump vor einem 1500-köpfigen Publikum mit dem erleuchteten Weissen Haus im Hintergrund. Amtsinhaber dürfen «das Haus des Volkes» nicht als Bühnenbild für ihren Wahlkampf gebrauchen, sagt die Tradition und ein Gesetz, das Trump nach Trump'scher Manier flexibel interpretiert.

Den amerikanischen «Way of Life» bewahren

«Washington hat Donald Trump nicht verändert, Donald Trump hat Washington verändert», sagte seine Tochter Ivanka, die ihren Vater oratorisch einführte. Nach vier Jahren Amtszeit verkauft sich Trump weiterhin als Kandidat des Wandels, der gegen einen «Establishment-Demokraten» antritt. «Dies ist die wichtigste Wahl in der Geschichte der USA», sagte Trump. Joe Biden und die radikale Linke seien darauf aus, den amerikanischen «Way of Life» zu zerstören. Er werde das nicht zulassen.

Donald Trump feuerte Breitseiten gegen seinen demokratischen Gegner ab. Biden vertrete die düstere Ansicht, dass Amerika eine «niederträchtige Nation sei, die sich selber für seine Sünden bestrafen müsse.» Er ignoriere die Gewalt und das Chaos während den jüngsten Protesten und wolle die Polizei zusammensparen. Niemand könnte sich in einem Biden-Amerika sicher fühlen, sagte Trump.

Dann wieder greift er Bidens jahrzehntelange keineswegs linke Freihandelspolitik an. Dieser sei nicht der «Retter der Seele der Nation», als der er sich inszeniere, sondern habe mitgeholfen, Millionen von amerikanischen Jobs zu vernichten.

10 Millionen Jobs in 10 Monaten

Präsident Trump entwarf eine patriotisch-optimistische Vision für das Land, das sich in einer tiefen Krise befindet. Er strich den Wirtschaftsboom vor der Corona-Pandemie hervor und listete die politischen Erfolge seiner ersten Amtsjahre auf, u.a. Steuersenkungen, die Deregulierung, die Strafrechts-Reform, die Ernennung von hunderten Richtern. Er versprach zudem, in den kommenden 10 Monaten 10 Millionen Jobs zu schaffen.

Eines ist nach diesem Auftritt klar: Dieser Präsident wird nicht kampflos aufgeben. Aus konservativer und wirtschaftsliberaler Sicht hat Trump durchaus Beachtliches geleistet. «Promises made, promises kept», lautet der Slogan dazu. Und dass Trump eine Gegner empfindlich zu treffen weiss, hat er schon oft bewiesen.

In nationalen Umfragen hinkt Präsident Trump derzeit hinter Joe Biden her. «Diese Zahlen werden raketenschnell einsacken», gab sich Trump optimistisch. Die ersten Fernseh-Debatte zwischen den Präsidentschaftskandidaten findet am 29. September statt. Joe Biden muss sich warm anziehen.

Isabelle Jacobi

USA-Korrespondentin, SRF

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Nach dem Studium in den USA und in Bern arbeitete Jacobi von 1999 bis 2005 bei Radio SRF. Danach war sie in New York als freie Journalistin tätig. 2008 kehrte sie zu SRF zurück, als Produzentin beim Echo der Zeit, und wurde 2012 Redaktionsleiterin. Seit Sommer 2017 ist Jacobi USA-Korrespondentin in Washington.

SRF 4 News, 9 Uhr

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