Seit Oktober ist eines von Bolognas Wahrzeichen mit Zäunen abgesperrt. Der berühmte schiefe Garisenda-Turm bereitet Stadtverwaltung und Experten wegen neuer Risse im Mauerwerk und jüngst festgestellter Schwankungen zunehmend Sorgen.
Die Experten, die den Turm und seine Bewegungen seit Jahren beobachten, schreiben in einem Bericht an den Bürgermeister gar von der «höchsten Alarmstufe». Die Angst vor einem Einsturz des Steinriesen ist zurück.
Fast so schräg wie der Schiefe Turm von Pisa
Die beiden schiefen Türme Garisenda und Asinelli gehören zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten in Bologna. Seit Jahrhunderten ziehen die Zwillingstürme die Menschen in ihren Bann. Schon der italienische Dichter Dante Alighieri schrieb in seiner «Göttlichen Komödie» über den Garisenda-Turm und erwähnte ihn später noch einmal in einem Sonett.
Von den beiden Zwillingstürmen ist vor allem der kleinere Garisenda-Turm auffällig schief: Er hat eine Höhe von 48 Metern und eine Neigung von knapp vier Grad. Damit ist er einen Tick weniger schief als der berühmte Schiefe Turm von Pisa. Auch dieser muss immer einmal wieder vor dem Umfallen gerettet werden.
In Bologna überwacht seit 2018 ein wissenschaftlich-technisches Komitee die beiden schiefen Türme – vor allem die Risse in dem Mauerwerk und die Schwankungen und Schwingungen, die mit blossem Auge nicht zu sehen sind, werden untersucht. Während der doppelt so hohe Asinelli-Turm stabil steht, stellten die Experten beim Garisenda-Turm im Oktober ungewöhnliche Schwankungen fest.
Eine rettende Barriere für gut vier Millionen Euro
Die Stadtverwaltung hat darum einen Plan zur Rettung des Turms einberufen. Aktuell ist der Platz rund um die beiden Türme gesperrt – und soll dies auch einige Jahre bleiben. Busse wurden umgeleitet, da die Sorge bestand, die Erschütterungen auf der Strasse könnten Risse vertiefen. Jetzt soll eine Barriere errichtet werden.
Diese soll nicht nur die Trümmer aufhalten, sondern auch die umliegenden Gebäude und Menschen im Falle eines Einsturzes schützen. Ausserdem werden um den Turm herum Steinschlagschutznetze aus Metall installiert. Die Stadt schätzt, dass allein die Barriere gut vier Millionen Euro kosten wird. Sie hat eine Crowdfunding-Aktion gestartet, um die Restaurierung zu finanzieren.
Der Bau der Barriere wird Anfang nächsten Jahres abgeschlossen sein, während der Turm und der darunter liegende Platz während der Restaurierungsarbeiten voraussichtlich einige Jahre lang geschlossen bleiben.