SRF News: Arbeitet bei ihnen im Haushalt ein Roboter mit? Wenn nicht, warum?
Sabine Köszegi: Nein, tut es nicht. In Frage käme ein Rasenmäher-Roboter aber ich liebe es, selber den Rasen zu mähen, als Ausgleich von der Arbeit. Das zweite wäre ein Staubsauger-Roboter. Doch dazu haben wir zu viele Treppen in der Wohnung.
Geht es bei der Arbeit dieses Roboter-Rats um Roboter im engeren Sinne, also um figurenhafte Personen, die wir aus Science-Fiction-Filmen kennen? Oder reden wir von Computerprogrammen und grösseren Systemen?
Wir sprechen von Robotern im weiteren Sinne, die unterschiedliche Formen der Gestalt annehmen können.
Ihr Gremium hat den Auftrag, eine Strategie für den «sorgsamen Umgang» mit dieser Technologie zu entwickeln. Was heisst «sorgsamer Umgang» genau?
Ich habe es «verantwortungsvoller Umgang» genannt. Bedeuten soll es, dass bei der Entwicklung der Technologie Potenziale ausgeschöpft werden, aber auch schon mögliche negative Auswirkungen der Technologie weitestgehend mitbedacht und mitbeforscht werden. Gegebenenfalls können schon bei der Entwicklung dieser Technologien mögliche Massnahmen ergriffen werden.
Was könnten denn solche negativen Auswirkungen sein?
Denken Sie zum Beispiel an die Entwicklung von Smartphones. Als man mit den ersten Smartphones auf den Markt gegangen ist, konnte man sich das Ausmass an Nutzen in unterschiedlichen Situationen nicht vorstellen. Mögliche negative Konsequenzen wären eben, dass Menschen mittlerweile 24 Stunden am Tag, sieben Tage in der Woche auch für ihre Arbeitgeber erreichbar sein müssen. Das kann schlussendlich auch zu Erschöpfung führen. Das hat man sich nicht gedacht, als man diese Technologie entwickelt hat. Es ist aber jetzt eine beobachtbare Konsequenz.
Eine Umfrage hat ergeben, dass je persönlicher es wird, desto skeptischer werden die Österreicher bei Robotern. Ist das eine Richtschnur für ihr Gremium?
Verständlich ist natürlich, je näher diese Technologie an den eigenen Körper, an die eigene Person, an das eigene Leben vordringt, umso relevanter wird es und umso mehr Ängste kommen auf.
Vielleicht könnten aber auch umso mehr Potenziale ausgeschöpft werden, um individuelle Lebenssituationen zu verbessern.
Das heisst, die Wohnung staubsaugen lassen mit einem Roboter ist nicht so ein grosses Problem. Aber zum Beispiel die Kinder beaufsichtigen, da kommen doch Fragezeichen auf.
Diese Umfrage war noch sehr unspezifisch und hat auf diesen sehr humanoiden, alles könnenden Roboter abgezielt, der dann quasi ausschliesslich für die Kinder verantwortlich wäre.
Eine differenziertere Frage, ob man sich vorstellen könnte, intelligente Lernprogramme einzusetzen, um einem Kind in Anwesenheit eines Pädagogen eine Fremdsprache beizubringen, würde wahrscheinlich zu viel grösserer Zustimmung führen.
Dieser Rat ist ziemlich bunt zusammengesetzt. Es gibt Techniker, Psychologen, Vertreter der Arbeiterschaft und Industrie, acht Leute sind dabei. Ist das bewusst so gemacht worden, dass es nicht nur Leute sind, die sich sowieso jeden Tag mit Robotern beschäftigen?
Ganz genau. Diese Fragen, die es in Zukunft durch künstliche Intelligenz und Robotertechnik geben wird, lassen sich nicht technisch beantworten. Die Technik stellt immer sehr stark diesen Machbarkeitsanspruch in den Vordergrund. Was können wir umsetzen? Wo ist die nächste Grenze, die wir weiterschieben wollen?
Die Fragen, die wir aber zu beantworten haben, sind soziokulturelle und sozioökonomische Fragen.
Welche Auswirkungen wird diese Technologie auf den einzelnen haben? Welche auf die Wirtschaft? Und: Wollen wir das? Sozusagen wirklich auch diesen gesellschaftlichen, normativen, kulturellen Anspruch.
Wo soll die Reise hingehen? Wollen wir, dass unsere Kinder in Zukunft überwiegend mit Robotern interagieren oder gibt es da einen eindeutigen Wunsch, das auf gewisse Bereiche zu beschränken. Oder wollen wir in Zukunft die Pflege von älteren Menschen überwiegend durch Roboter unterstützen lassen? Oder gibt es da bestimmte Bereiche, wo wir das nicht möchten?
Nur jemand fehlt im Rat. Ab wann ist auch ein Roboter dabei?
Eine spannende Frage. Der Rat ist zunächst einmal für vier Jahre nominiert. In diesen vier Jahren wird das nicht passieren.
Das Gespräch führte Beat Soltermann.