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Rolle des Islams Indonesien ist vor den Wahlen gespalten

Das Land stand lange für einen moderaten Islam. Doch nun gewinnen konservative und radikal-islamische Kräfte an Einfluss.

Wenn Indonesien nächsten Mittwoch einen neuen Präsidenten kürt, dann wählt nicht nur die drittgrösste Demokratie, sondern auch das bevölkerungsreichste muslimische Land der Welt.

Und: Es kommt dabei zu einer Wiederauflage des Duells vor fünf Jahren. Der amtierende Präsident Joko Widodo – genannt Jokowi – tritt gegen den ehemaligen General der Militärdiktatur, Prabowo Subianto, an.

Joko Widodo und Prabowo Subianto halten sich an den Armen fest.
Legende: Amtsinhaber Joko Widodo (links) tritt erneut gegen den Ex-General Prabowo Subianto (rechts) an. Keystone

«Indonesischer Obama»

Doch die Fronten sind nicht mehr so klar wie bei der Wahl 2014. Damals wurde Jokowi noch als Hoffnungsträger, als «indonesischer Obama» und als Vertreter eines moderaten Islams gefeiert.

Heute dominieren konservative und radikal-islamische Gruppen die indonesische Politik immer stärker. Der amtierende Präsident ist in den Augen vieler Konservativer nicht religiös genug. «Jokowi steckt Religionsgelehrte ins Gefängnis. Er unterstützt Gotteslästerer, Homo- und Transsexuelle und Kommunisten. Diese Gruppen sind schlechte Menschen», sagt etwa der Generalsekretär der Islamischen Verteidigerfront, Novel Bamukmin.

Dass konservative Muslime Prabowo wählen, kommt nicht von Ungefähr: Der Ex-General und Schwiegersohn des ehemaligen Diktators Suharto, hat ihnen dafür mehr politischen Einfluss versprochen.

225 Millionen Muslime

Fast 90 Prozent der indonesischen Bevölkerung sind Muslime. Das Land hat eigentlich eine lange Tradition eines moderaten Islams. Doch nun spaltet die Frage, wie der Staat zum Islam stehen soll, die indonesische Gesellschaft.

Es geht um die Frage, wie viel Islam in der nationalen Politik des Landes vorkommen soll.
Autor: Lukas Messmer SRF-Korrespondent

«Religion ist in Indonesien nicht nur Privatsache, sondern wird auch in der Politik immer wichtiger. Es geht um die Frage, wie viel Islam in der nationalen Politik des Landes vorkommen soll», erklärt SRF-Korrespondent Lukas Messmer.

Der amtierende Präsident Jokowi ist im Wahlkampf heftig attackiert worden. Oft mit erfundenen Geschichten zu seinem Glauben. Zum Beispiel: Er sei kein Muslim, sondern Kommunist – und deshalb Atheist.

Gespaltene Gesellschaft

Wahyu Dhyatmika leitet eine Allianz aus 25 Zeitungen, die solche Fakten überprüft. Er sagt: «Den religiösen Hintergrund des Gegners zu attackieren ist entscheidend, um Stimmen zu gewinnen. Der Glaube ist weit verbreitet, dass gute Muslime einen muslimischen Kandidaten wählen müssen.»

Der Wahlkampf um religiöse Fragen spaltet die indonesische Gesellschaft. Der künftige Präsident steht vor der Aufgabe, sie wieder zu vereinen.

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