- Die Unesco hat Wien auf eine rote Liste gesetzt.
- Die Stadt droht den Status als Weltkulturerbe zu verlieren.
- Grund dafür ist ein geplanter Hochhausbau.
- Die Regierung gibt sich betroffen, wusste aber eigentlich Bescheid
Auf die Frage, welche Stadt die schönste der Welt sei, gibt es für Wienerinnen und Wiener nur eine Antwort: Wien.
Genau dieses Wien hat die Unesco heute aber auf ihre rote Liste gesetzt. Das Prädikat Weltkulturerbe droht im nächsten Jahr aberkannt zu werden, wenn die Stadt nicht einlenkt und den Bau einer Hochhaus-Siedlung im Zentrum der Stadt einschränkt.
Dass mitten in der Stadt ein Areal mit Bürohäusern und einem Wohnturm von 66 Metern Höhe gebaut werden soll, sei eine Bedrohung für den universellen Wert der Stätte Wien, findet die Unesco.
Warnungen, Demonstrationen und offene Briefe
Tatsächlich würden die Bauten den Blick aufs Zentrum massiv beeinträchtigen – das weiss und wusste auch die Stadtregierung. Erstaunlich ist daher die Antwort aus dem Rathaus: Man bedaure den Entscheid und werde schauen, ob die Pläne noch geändert werden könnten, sagte der sozialdemokratische Stadtpräsident Michael Häupl. Man werde jetzt den Dialog mit der Unesco suchen, meint die Grüne Planungsstadträtin Maria Vassilakou.
Dabei hatte die österreichische Unesco-Kommission die Stadtregierung seit Monaten gewarnt, Kulturschaffende hatten mit Demonstrationen und Petitionen interveniert, die Opposition im Gemeinderat die Pläne abgelehnt und namhafte Architekten in offenen Briefen gegen die Überbauung protestiert.
Doch die Regierung drückte vor einem Monat die Vorlage im Parlament durch, zu gross war wohl der Druck der privaten Investoren und die zu erwartenden Kostenfolgen, da die Verträge schon unterschrieben waren.
Die Auflage der Unesco
Hilflos auch die Reaktion des Tourismusverbands, der verlauten liess, Wien bleibe auch bei einer Aberkennung des Welterbestatus eine attraktive Stadt. Mag sein, doch beim Welterbestatus geht es nicht um ein Tourismusranking, sondern um den Erhalt einer aussergewöhnlichen gewachsenen Stätte.
Erst ein Mal hat die Unesco das Label einer europäischen Ortschaft aberkannt: Das war 2009, als im Dresdener Elbtal eine vierspurige Autobrücke über den Fluss gebaut wurde. Anders war es in Köln: Dort rettete die Stadtregierung die Auszeichnung, indem sie die Pläne revidierte, die Hochhäuser beim Dom nicht höher als 60 Meter bauen liess.
Für den Heumarkt in Wien verlangt die Unesco, dass die Häuser nicht höher als 44 Meter gebaut werden. Von dieser Höhe hätte man noch einen schönen Blick auf die Altstadt, auch wenn die Rendite für Investoren und Stadt niedriger wird.