«Informieren, bilden und unterhalten.» Dies sei der Auftrag der BBC, sagte ihr erster Generaldirektor Lord John Reith vor bald hundert Jahren. Die «alte Tante», wie die BBC in Grossbritannien auch liebevoll genannt wird, hat in dieser Zeit Generationen von Zuhörern und Zuschauerinnen durchs Leben begleitet. Heute muss sich die grösste öffentlich-rechtliche Sendeanstalt der Welt jedoch dafür entschuldigen, ihr Publikum in die Irre geführt zu haben.
In einer BBC-Dokumentation über den Sturm auf das Kapitol in Washington am 6. Januar 2021 ist zu sehen, wie Donald Trump seine Anhängerinnen und Anhänger zum Kampf aufruft. Das Problem ist, dass er das in dieser Form nie getan hat. Die Filmsequenz wurde aus Ausschnitten einer langen Rede von Trump an jenem Tag zusammengeschnitten. Ein interner Bericht kam mit gutem Grund zum Schluss, dass dies eine grobe Manipulation war.
«Teflon Tim» und die Skandale
Tim Davie hat in seinen fünf Jahren als BBC-Generaldirektor schon einige Skandale abgewettert. Darunter die politischen Kommentare des legendären Fussballmoderators Gary Lineker oder der Betrug rund um das Interview mit der damaligen Prinzessin Diana. Davie trägt mittlerweile den Übernamen «Teflon Tim».
Doch diesen Skandal auszusitzen, wurde immer schwieriger. Zu gross wurden vergangene Woche die Schlagzeilen auf den Frontseiten der konservativen Presse. Jemand musste die Verantwortung tragen, um den Druck auf die BBC zu verringern. Das haben Tim Davie und seine News-Chefin gestern getan und sind vorauseilend zurückgetreten.
Der Reputationsschaden dagegen bleibt. Und der ist nicht zu unterschätzen. Die BBC ist ein journalistisches Flaggschiff und gehört zum öffentlichen Mobiliar des Vereinigten Königreichs. «Wenn die Welt einst untergehen sollte, wird das Letzte, was die Britinnen und Briten hören werden, ein Nachrichtensprecher der BBC sein», schrieb vor wenigen Jahren der Historiker David Hendy in seinem Standardwerk «The BBC: A People’s History».
Genugtuung für BBC-Kritiker
Dieses Renommee wurde durch diese Manipulation massiv angekratzt. Und all jene, welche die BBC aus politischen Gründen längst abschaffen wollen, fühlen sich in ihrer Obsession gegen die Sendeanstalt bestätigt. Für einmal mit gutem Grund.
US-Präsident Trump schreibt mit Genugtuung: «The TOP people in the BBC, including TIM DAVIE, the BOSS, are all quitting/FIRED, because they were caught doctoring my very good (PERFECT!) speech of January 6th.» Der frühere Premierminister Boris Johnson hat bereits angekündigt, künftig keine BBC-Gebühren mehr zu bezahlen. Und Oppositionschefin Kemi Badenoch fordert, der BBC keine neue Konzession mehr zu erteilen, bis diese belegen könne, dass sie unabhängig berichten könne. Kein guter Tag für das öffentlich-rechtliche Medienhaus.