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«Eine Verschiebung der Gewichte»
Aus HeuteMorgen vom 06.10.2017.
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Saudisch-Russische Annäherung «Riad kommt um Russland nicht herum»

Der saudische König besucht Russland. Was ist das Ziel der Visite? NZZ-Korrespondent Benjamin Triebe schätzt dies ein.

SRF News: Was steckt hinter dem Russland-Besuch des saudischen Königs?

Triebe: Russland ist für Saudi-Arabien in den vergangenen Jahren sowohl politisch als auch wirtschaftlich wichtiger geworden. Zur Sowjetunion hatte Saudi-Arabien eigentlich überhaupt keine vernünftigen Beziehungen. Und auch in den 1990er-Jahren und später in den ersten Amtsjahren Wladimir Putins entwickelte sich alles sehr schleppend. Erst mit der Syrien-Krise und den Problemen am Öl-Markt ergab sich für beide Länder die Gelegenheit und auch die Notwendigkeit, aufeinander zuzugehen.

Gibt es Themen, bei denen Russland und Saudi-Arabien eine politische Zusammenarbeit suchen? Und wie könnte das aussehen?

Ich denke in Riad hat man realisiert, dass man im Syrien-Konflikt nicht mehr um Russland herumkommt. Russland hat es geschafft, sich in diesem Konflikt mit militärischer Gewalt als Partei zu etablieren. Russland unterstützt nicht nur den syrischen Machthaber Assad, sondern unterhält auch enge Beziehungen zu Iran, dem grossen Rivalen Saudi-Arabiens im Nahen Osten. Ich glaube man hat in Riad erkannt, dass man mit Russland zumindest ins Gespräch kommen sollte, wenn es darum geht, wie die Verhältnisse in der Region künftig geordnet werden sollen.

Beim Staatsbesuch geht es auch um wirtschaftliche Kooperation. Wie soll die denn aussehen?

Auf den ersten Blick sind die wirtschaftlichen Beziehungen ziemlich kurios. Die beiden Länder sind sich sehr ähnlich. Es handelt sich um die beiden weltgrössten Erdölexporteure, deren Ökonomie in beiden Fällen wenig diversifiziert ist. So gesehen ist man eher Konkurrent. Aber russische Unternehmen können Saudi-Arabien doch in gewisser Weise helfen, wenn es darum geht, die Ölindiustrie zu entwickeln und eine höhere Wertschöpfung im Land selbst zu erreichen, statt sich nur auf den Export von Rohöl zu verlassen. Dabei geht es etwa um die Herstellung von Benzin. Zudem gibt es «Klassiker» in Russlands Export-Portfolio, zum Beispiel den Bau von Atomkraftwerken, oder auch Waffenexporte. Kürzlich hat man sich etwa geeinigt, eventuell ein modernes Raketensystem zu liefern.

Was heisst das Ganze für das Verhältnis Saudi-Arabiens zu den USA?

Ich denke nicht, dass die Beziehungen auf einen Schlag über den Haufen geworfen werden. Aber eine gewisse Verschiebung der Gewichte ist feststellbar. Sowohl im politischen als auch im wirtschaftlichen Bereich war es die schwindende Bedeutung der USA, die es Russland ermöglicht hat, überhaupt für Saudi-Arabien relevant zu werden. In Syrien haben sich die USA sehr stark zurückgehalten, und sie brauchen aufgrund der Schieferöl-Revolution weniger Öl-Importe. Saudi-Arabien hat erkannt, dass es auch mit anderen Ländern Bande knüpfen muss, und sich nicht mehr einfach so auf die Schutzmacht USA verlassen kann.

Die Fragen stellte Markus Föhn.

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