- Ein US-Geschworenengericht hat den früheren Vize-Vorstandsitzenden der halbstaatlichen Halkbank Mehmet Hakan Atilla verurteilt.
- Ihm wird Betrug sowie die Verschwörung zur Umgehung von US-Sanktionen gegenüber dem Iran zur Last gelegt.
- Die Türkei bezeichnete das Urteil als «Einmischung in die inneren Angelegenheiten».
«Das US-Gericht hat sich auf der Grundlage sogenannter Beweise, die nur für Fälschung und politischen Missbrauch geeignet sind, auf beispiellose Weise in die inneren Angelegenheiten der Türkei eingemischt», erklärte das türkische Aussenministerium.
«Ungerecht und bedauerlich»
Der Richter wird am 11. April über das Strafmass entscheiden. Atillas Anwälte haben bereits angekündigt, gegen das Urteil in Revision zu gehen. Das türkische Aussenministerium nannte die Entscheidung eine «rechtliche Schande», die «ungerecht und bedauerlich» sei und umgehend korrigiert werden sollte.
Die Entscheidung der Jury kam nach dreiwöchigen Beratungen. Ankara hat den Prozess gegen Atilla von Beginn an als Verschwörung gegen die Türkei verurteilt und die verbotene Bewegung des islamischen Prediger Fethullah Gülen dafür verantwortlich gemacht.
Goldhändler als Kronzeuge
In dem Prozess ging es um umstrittene Goldgeschäfte des türkisch-iranischen Geschäftsmanns Reza Zarrab mit dem Iran. Die US-Staatsanwaltschaft wirft Zarrab vor, im Auftrag Teherans grosse Mengen Gold in den Iran gebracht zu haben, um iranische Öl- und Gasexporte zu bezahlen.
Nach US-Sicht verstiessen diese Geschäfte gegen US-Sanktionen. Zarrab hat auf schuldig plädiert und in dem Prozess als Zeuge der Anklage ausgesagt.
Zarrab hat nach eigener Aussage seine Geschäfte über die Halkbank abgewickelt. Demnach war die Regierung des heutigen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan darüber informiert und mehrere Minister sollen persönlich davon profitiert haben. Neben Atilla waren auch der frühere Halkbank-Chef Süleyman Aslan und der frühere Wirtschaftsminister Zafer Caglayan in New York angeklagt, doch ist nur Atilla in US-Haft.