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International Schleppern das Handwerk legen, statt Flüchtlinge zurückweisen

Immer mehr Flüchtlinge aus dem Nahen Osten stranden im norditalienischen Friaul. Weil die Seewege strenger kontrolliert werden, wählen sie den Weg über den Balkan. Die Situation sei dramatisch, sagt Staatsanwalt Raffaele Tito in Udine. Er versucht, Schleppern das Handwerk zu legen.

Weil der Weg über das Mittelmeer strenger kontrolliert wird, versuchen immer mehr Flüchtlinge aus den Kriegsgebieten im Nahen Osten über die Balkanroute von der Türkei über Griechenland, Bulgarien und Ungarn nach Europa zu kommen. Viele dieser Migranten landen schliesslich in Italien, vor allem in der Region Friaul im Nordosten des Landes. «Die Situation hier ist dramatisch», sagt Raffaele Tito. Er ist Staatsanwalt in Udine und versucht, Schleppern das Handwerk zu legen.

Zurückweisen ist zu kompliziert

Udine liegt nahe der Grenze zu Slowenien, aber auch Österreich ist nicht weit. Jeden Tag kämen Migranten aus Afghanistan, Pakistan und Bangladesch an, sagt Tito. Sie waren wochen-, gar monatelang unterwegs. Fast alle seien von Schleppern mit Autos oder Lieferwagen oben in Tarvisio – also im Dreiländereck Italien, Österreich, Slowenien – über die Grenze gebracht worden. «Allein würden sie den Weg gar nicht finden», sagt Tito.

Audio
Immer mehr Flüchtlinge kommen auf dem Landweg nach Europa
aus HeuteMorgen vom 26.06.2015.
abspielen. Laufzeit 2 Minuten 32 Sekunden.

Eigentlich könnte Italien diese Migranten laut Tito zurückweisen. Denn der Vertrag von Schengen/Dublin bestimmt, dass sie dort bleiben müssen, wo sie in den Schengen-Raum eingereist sind. Bei der Route über den Balkan ist das meist Ungarn. Doch so einfach ist das nicht: «Wir müssten die Migranten nach Österreich zurückschaffen. Aber das ist nicht korrekt, denn auch Österreich ist ja nicht zuständig. Sie aber direkt nach Ungarn zurückzubringen ist schwierig, weil wir keine gemeinsame Grenze haben», stellt Tito fest.

Stattdessen Schlepper stoppen

Die Migranten, die von Schleppern nach Tarvisio gebracht werden, bleiben in Italien – zumindest vorübergehend. Den aufgegriffenen Schleppern aber macht Tito den Prozess: «Unsere Gerichte sind streng: Allein in den letzten Wochen haben wir 60 Schlepper verhaftet.» Der Staatsanwalt hofft ganz offensichtlich auf eine abschreckende Wirkung.

Die Schlepper kommen aus Rumänien, Serbien oder Ungarn. Viele sind selber Verzweifelte: «Wer ein Auto hat, fährt zu einem Migrantenlager, lädt einige auf, verlangt ein paar hundert Euro und macht sich auf den Weg.» Es gebe aber auch Hinweise, dass das organisierte Verbrechen das Geschäft mit den Flüchtlingen gewittert hat. Darum mahnt Tito zur Vorsicht: «Die Politik, und nicht das Verbrechen sollte die Migration organisieren!», sagt er in Udine und hofft wohl, dass es in Brüssel gehört wird.

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