Am Sonntag steht das Final-Rückspiel der African Football League an: Mamelodi Sundowns aus Südafrika gegen Wydad AC aus Marokko. Damit wird der erste Titel der neuen Afrika-Liga vergeben.
Noch halte sich das Interesse an der neuen Liga auf dem Kontinent in Grenzen, sagt SRF-Korrespondent Samuel Burri. Das Niveau des afrikanischen Fussballs könne derzeit nicht mit jenem in Europa mithalten.
SRF News: Sie haben sich das Hinspiel des Finals angeschaut. Wie war das Spiel?
Samuel Burri: Ich habe es mir mit einem kühlen Bier vor dem Laptop gemütlich gemacht – ich wusste, dass das Spiel auf Youtube lief. Doch auf den Seiten des afrikanischen Fussballverbandes fand ich keinen Stream. Schliesslich entdeckte ich den Livestream eines arabischen Senders. Das Fussballspiel war unterhaltsam, emotional und hart geführt. Das fussballerische Niveau liegt irgendwo zwischen Challenge League und Super League.
Welchen Stellenwert hat Fussball in Ihrer derzeitigen Heimat Kenia?
Fussball ist in der afrikanischen Gesellschaft und in allen Gegenden des Kontinents sehr wichtig. In Bars werden ständig Spiele gezeigt. Und wenn in einem TV am Strassenrand Fussball läuft, versammeln sich sofort viele Menschen vor dem Gerät.
Ich kenne praktisch niemanden, der hier in Kenia regelmässig für Fussballspiele ins Stadion geht.
Am beliebtesten ist die englische Premier League, auch die Champions League kommt gut an. Weniger populär ist der afrikanische Fussball. Ich kenne auch praktisch niemanden, der hier in Kenia regelmässig ins Stadion geht.
Wieso dieser Unterschied in der Beliebtheit?
Das Niveau des afrikanischen Fussballs ist viel tiefer als in Europa. Spieler der kenianischen Spitzenclubs erhalten umgerechnet einige hundert Franken Lohn pro Monat – gute Fussballer verlassen das Land, weil sie anderswo mehr Geld verdienen. Bislang ist Fussball in Afrika noch kein Geschäftsmodell – ausser vielleicht in Südafrika und einigen Ländern in Nordafrikas.
Was soll die neu geschaffene African Football League bringen?
Die Liga wurde von Fifa-Präsident Gianni Infantino angeregt, mit dem Ziel, die Qualität des afrikanischen Klubfussballs zu steigern. Es sollen mehr Zuschauer erreicht und höhere Einnahmen generiert werden. Damit würden in Afrika eine bessere Infrastruktur und höhere Spielerlöhne möglich - um mehr Fussballspieler auf dem Kontinent zu halten.
Wie gross ist das Publikumsinteresse an der African League?
Das ist bislang sehr tief, kaum jemand kennt die Liga. Ein Spiel wird im Stream manchmal nur von ein paar Hundert, manchmal von ein paar Tausend Leuten angeschaut. Es stellt sich die Frage, wieso nicht der andere afrikanische Clubwettbewerb, die African Champions League, ausgebaut wurde, statt einen neuen Wettbewerb zu lancieren. Offenbar liegt das daran, dass die African Football League ein Prestigeprojekt ist für den Präsidenten des afrikanischen Fussballverbands und für Fifa-Präsident Infantino.
Und was erwarten Sie vom Final-Rückspiel am Wochenende?
Im Hinspiel hatte das Heimteam aus Marokko mit 2:1 die Nase knapp vorn, entsprechend umstritten wird das Rückspiel in Südafrika wohl werden. Das Spiel beginnt übrigens am Sonntag um 14 Uhr MEZ – zu sehen irgendwo im Internet.
Das Gespräch führte Nina Gygax.