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Griechenland: Wohin fliesst das neue EU-Rettungsgeld?
Aus Rendez-vous vom 16.06.2017. Bild: Reuters
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Schuldenkrise in Griechenland Der neueste Kredit wird nicht der letzte sein

Die Eurogruppe hat Athen erneut einen Kredit in der Höhe von über 8 Milliarden Euro gewährt. Von dem Geld, das Griechenland seit Ausbruch der Finanzkrise erhalten hat, bekommt die Bevölkerung aber nichts ab. Eine Analyse.

Um das griechische Drama zu verstehen, lohnt sich ein Blick zurück: Bis 2007 gewährten französische und deutsche Banken Griechenland noch so gerne Geld.

Man weiss heute, dass sie sich weniger dafür interessierten, ob das Land je in der Lage sein werde, die Schulden zurückzuzahlen. Ihnen reichte die Gewissheit, dass Athen die Zinsen dafür begleichen kann. Und das war lange Zeit der Fall.

Bis zum Ausbruch der Finanzkrise. Da explodierten die Zinsen. Athen drohte der Bankrott, und es bestand die Gefahr, dass auch französische und deutsche Banken, die den Griechen viel Geld ausgeliehen hatten, mit in den Strudel gerissen würden. Als damals die Euroländer und der Internationale Währungsfonds IWF Griechenland mit einem ersten Kreditpaket unter die Arme griffen, ging es um die Rettung dieser französischen und deutschen Banken.

Europas gesamte Wirtschaft in Gefahr

Wären diese Kolosse ins Taumeln geraten, hätten sie womöglich das gesamte europäische Bankensystem in den Abgrund gerissen, derart angespannt war die Lage damals. Da Banken und Wirtschaft eng verflochten sind, ging es auch um die Stabilisierung der ganzen europäischen Wirtschaft und damit der Löhne aller.

Seither hat Griechenland drei Rettungspakete mit rund 250 Milliarden Euro erhalten. Mit dem Geld wird jedoch nicht das Leben der Griechen finanziert. Es dient hauptsächlich dazu, neue Kredite aufzunehmen, um alte Schulden zurückzuzahlen. Ohne diese Hilfe wäre Athen morgen bankrott.

Massimo Agostinis

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Der ehemalige Italien-Korrespondent ist seit 2015 für die Wirtschaftsredaktion von Radio SRF tätig.

Euroländer und IWF gewähren Aufschub

Bedingungslos erhält Griechenland das Geld nicht. Es muss massiv sparen – bei den Löhnen, den Renten, den Staatsausgaben. Zwischen 2010 und 2013 lieferte es ausserdem Deutschland 360 Millionen Euro an Zinsen ab. Seither sinkt die Zinslast. Die Euroländer und der IWF haben begonnen, die Rückzahlung der Kredite weit in die Zukunft zu verschieben. Und Zinsen muss Athen für die meisten Kredite auch erst ab 2020 zahlen.

Damit soll dem Land Luft verschafft werden, damit die Wirtschaft wieder auf die Beine kommt. Das passiert freilich nur sehr langsam, da Griechenland gar keine richtige Wirtschaft hat und wegen eigener Versäumnisse kaum jemand investieren will. Der letzte Nacht gewährte 8-Milliarden-Euro-Kredit wird also nicht der letzte sein.

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