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Schweizer sitzen in Peru fest «Plötzlich hiess es: Die Grenzen schliessen innert 24 Stunden»

Der Bundesrat ruft alle Schweizerinnen und Schweizer im Ausland dazu auf, sofort in die Heimat zurückzukehren. Doch die Rückkehr in die Schweiz ist aus manchen Destinationen sehr schwierig. Die 21-jährige Schweizer Studentin E.S. (möchte nicht namentlich genannt werden) sitzt nach ihren Ferien mit fünf weiteren Landsleuten in Cusco, Peru fest.

SRF News: Seit wann versucht ihr, eure Heimreise in die Schweiz zu organisieren?

E.S.: Am Sonntag in der Früh haben wir erfahren, dass Perus Nachbarland Ecuador seine Grenzen geschlossen hat, was uns sehr verunsichert hat. Meine Reisekollegin und ich haben daraufhin umgehend beschlossen, dass wir sofort nachhause wollen. Wir haben uns dreifach abgesichert und für die kommende Woche verschiedene Rückflüge mit verschieden Airlines gebucht.

Wir dachten: Jetzt muss es irgendwie klappen!

Mit Air Canada über Toronto nach Zürich, mit einer lokalen Fluggesellschaft nach Costa Rica, mit Edelweiss nach Zürich und von Lima nach São Paulo und von dort mit der Swiss nach Zürich. Danach waren wir kurz beruhigt und dachten: Jetzt muss es irgendwie klappen!

Die Erleichterung hielt aber nicht lange an?

Nein, am Sonntagabend kehrten wir in unser Hostel zurück, wo pure Panik herrschte. Denn der Peruanische Präsident hatte soeben verkündet, dass Peru seine Aussengrenzen schliesst. Plötzlich hiess es: Ihr habt noch 24 Stunden, um das Land zu verlassen. Morgens um 3 Uhr standen wir dann mit tausenden von Touristen am Flughafen in Cusco und haben krampfhaft versucht, noch irgendwie einen Platz im Flugzeug in die Hauptstadt Lima zu ergattern, damit wir von dort das Land verlassen können.

Gepäck
Legende: Der Zeitpunkt für die Heimreise ist ungewiss. SRF

Zehn Stunden später mussten wir aufgeben. Es gab keine Möglichkeit mehr, irgendwo einen Platz zu kriegen. Dann kam der Aufruf des Bundesrates, dass alle Schweizerinnen und Schweizer sofort zurückkehren sollen.

Anschliessend habt ihr die Schweizer Behörden kontaktiert. Wen habt ihr erreicht?

Meine Mutter hat umgehend das EDA und die Botschaft der Schweiz in Peru kontaktiert. Dort hiess es, es sei schwierig, eine Ausreise zu organisieren. Denn der Peruanische Präsident müsse dies erlauben.

Bis jetzt herrscht Funkstille. Wir haben keine weiteren Informationen erhalten.

Wir konnten uns auf einer Liste eintragen, damit wir bei Neuigkeiten umgehend kontaktiert werden können – bis jetzt herrscht aber Funkstille. Wir haben noch keine weiteren Informationen erhalten. Auch das Konsulat in Cusco haben wir Schweizer zusammen aufgesucht. Dort machte man uns keine grossen Hoffnungen. Wir könnten frühstens in 15 Tagen mit einer Rückreise rechnen.

Wie sieht es bei anderen Touristen aus? Bekommen diese mehr Hilfe?

Vor allem Deutschland macht diesbezüglich mehr. Wir Schweizer hier im Hostel sind nun sogar auf der Liste der Deutschen gelandet und in einer Whatsapp-Gruppe mit der Deutschen Botschafterin in Peru. Dort erhalten wir wenigstens regelmässig Informationen. Momentan heisst es, die rechtliche Grundlage sei nun geschaffen, um die Deutschen Staatsbürger aus Peru zu holen. Wenn wir Glück haben, können wir uns da anschliessen. Unklar ist noch, welche Airline zum Einsatz kommt.

Hostel Zimmer
Legende: Momentan dürfen die Touristen das Hostel in Cusco nicht mehr verlassen. SRF

Wie sieht die Situation vor Ort aus? Könnt ihr euch frei bewegen?

Seit Montag hängen Zettel an den Türen unseres Hostels, dass der Strassenzugang eingeschränkt sei. Alle drei Tage können wir bei Angestellten des Hostels Lebensmittel bestellen. Sonst sitzen wir hier mit ungefähr 50 anderen Touristen fest.

Wie geht es für euch weiter?

Momentan ist unsere grösste Hoffnung, dass wir mit den Deutschen Touristen ausreisen können. Ob das in den nächsten Tagen passiert oder erst in ein paar Wochen, weiss niemand.

Das Gespräch führte Céline Meier.

Rendez-vous; 18.03.20; 12:30 Uhr

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