- Ein schweres Erdbeben der Stärke 7,3 hat am Sonntagabend die Grenzregion zwischen dem Iran und dem Nordirak erschüttert.
- Laut Angaben des iranischen Innenministers gab es mehr als 400 Tote. Mindestens 7000 Personen wurden verletzt.
- Das Zentrum des Bebens lag in etwa 34 Kilometern Tiefe in der iranischen Provinz Kermanschah.
Einen Tag nach dem schweren Erdbeben im Iran und im Irak wird das Ausmass der Katastrophe immer deutlicher. Dem iranischen Innenministerium zufolge gab es mindestens 348 Tote und 6600 Verletzte.
Rettungskräfte konnten erst acht Stunden nach dem Beben ihre Bergungsarbeiten richtig beginnen – sie mussten warten, bis es wieder hell wurde. Danach stiegen die Opferzahlen fast im Minutentakt.
Es sei «schwierig, Rettungsteams in die Dörfer zu schicken, weil die Strassen abgeschnitten sind. Es gab Erdrutsche», berichtete der Chef des iranischen Katastrophenschutzes. Innenminister Abdolresa Rahmani Fasle sagte, es sei zu befürchten, dass es noch viele Opfer in den abgelegenen Dörfern gebe.
Hunderte Rettungswagen und dutzende Armee-Helikopter wurden laut Medienberichten entsandt. Irans geistlicher Führer Ajatollah Ali Chamenei wies Regierung und Armee an, «alle verfügbaren Kräfte» zu mobilisieren.
Mehrere Nachbeben registriert
Das Erdbeben der Stärke 7,3 hatte die Region am Sonntagabend erschüttert, als viele Menschen zu Hause waren. Es ereignete sich in einer Tiefe von etwa 23 Kilometern. Bis Montagmittag gab es über 140 Nachbeben in mehreren Provinzstädten.
Die US-Erdbebenwarte ortete das Epizentrum zunächst im Osten des Irak bei Halabdscha. Am Montag lokalisierte sie es rund 50 Kilometer nördlich von Sare Pole Sahab im Iran.
Dort wurden bis Montagmittag mehr als 230 Tote gezählt. Das grösste Spital wurde schwer beschädigt, andere Spitäler waren überfüllt. Die Schwerverletzten werden nach Teheran geschickt. Eine Frau und ein Baby konnten nach iranischen Medienberichten am Montagmorgen aus den Trümmern gerettet werden.
Angst vor Nachbeben
Für viele andere gab es keine Hilfe mehr. Verzweifelte Angehörige brachen weinend neben Opfern zusammen, wie Bilder der Agenturen Tasnim und Isna zeigten. Viele Überlebende campierten im Freien, neben Lagerfeuern, nur mit Decken zum Schutz gegen die Kälte – aus Angst vor Nachbeben.
Die Stadt Sare Pole Sahab liegt in der iranischen Provinz Kermanschah, die vom Beben besonders stark getroffen wurde. Die amtliche Nachrichtenagentur Irna berichtete über schwere Auswirkungen auch in Städten wie Ghassre Schirin oder Eslamabad.
In der Provinz bereiteten die Behörden nach eigenen Angaben die Einrichtung von Notunterkünften vor. Das staatliche Fernsehen zeigte die Verteilung von Zelten, Decken und Essen. 70'000 Menschen sind dem iranischen Roten Halbmond zufolge auf Notunterkünfte angewiesen.
Acht Tote im Irak
Die Erdstösse waren auch auf der anderen Seite der Grenze in der irakischen Hauptstadt Bagdad zu spüren. Im vergleichsweise dünn besiedelten Gebiet kurdischen Teil des Irak wurden acht Menschen getötet und mehr als 500 verletzt, wie das Gesundheitsministerium in Bagdad mitteilte.
Am stärksten getroffen wurde die Stadt Darbandichan, in der vier Menschen ums Leben kamen, wie der Gesundheitsminister der autonomen Kurdenregion, Rekot Raschid, sagte. In der Stadt Halabdscha wurde ein zwölfjähriger Junge durch ein herabfallendes Stromkabel getötet. Zwei Tote gab es zudem in Karmijan und einen in Suleimanija. Ein Mensch starb in der Provinz Diyala.
Auch in der türkischen Stadt Diyarbakir berichteten Anwohner von Erschütterungen, selbst in vielen Teilen Israels war das Beben Medienberichten zufolge zu spüren.
Hilfe aus der Türkei angekommen
Der iranische Präsident Hassan Rohani versprach den vom Beben betroffenen Menschen jede mögliche Hilfe. Er wird die Erdbebengebiete am Dienstag besuchen.
Die Türkei schickte derweil Hilfe in die Katastrophenregion. Ein Konvoi von 50 Lastwagen mit Hilfslieferungen sei im Irak angekommen, sagte Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan am Montag in Istanbul.
Zudem will der türkische Rote Halbmond nach eigenen Angaben 3000 Zelte, Heizkörper sowie 10'000 Betten und Decken an die irakische Grenze bringen. Die Schweiz hat noch keine Hilfe entsandt, da noch keine Anfrage für internationale Hilfe eingegangen sei, wie das Aussendepartement (EDA) auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda mitteilte.
In der bergigen Grenzregion zwischen dem Iran und dem Irak verläuft eine tektonische Bruchlinie, weswegen es oft Erdbeben gibt. 1990 gab es eine Erschütterung der Stärke 7,4. Über 35'000 Menschen kamen ums Leben. 2003 in Bam gab es Erdbeben mit über 26'000 Toten.