Der Fall eines tödlichen Sektenkults in Kenia sorgt weltweit für Schlagzeilen. Mindestens 89 Todesopfer wurden bislang gefunden, die sich zu Tode gehungert hatten.
Die Zahl der ausgegrabenen Leichen könnte sogar noch steigen, wie der Journalist Christian Putsch erklärt. «Man hat eine Pause eingelegt, weil die Leichenhäuser in der Region voll sind.»
Ganzes Waldgebiet wird durchkämmt
Überlebende berichteten, dass Sektenführer Paul MacKenzie sie angewiesen hatte, sich zu Tode zu hungern, um «Jesus zu begegnen». Mitte April hatten Behörden in Malindi rund 100 Kilometer nordöstlich von Mombasa Hinweise auf die Ereignisse erhalten.
Vor wenigen Tagen dann begann die Polizei, das Waldgebiet nach Massengräbern zu durchkämmen. Nach Angaben des Innenministers wird das ganze, mehr als drei Quadratkilometer grosse Waldgebiet als Tatort gesichert.
Sektenführer MacKenzie ist ein freikirchlicher Pastor aus Malindi, der seit dem 17. April in Untersuchungshaft sitzt. Ihm soll das Waldstück gehören, in dem die Leichen gefunden wurden.
Der Sektenführer war einschlägig bekannt
Medienberichten zufolge war der Pastor schon in der Vergangenheit mit radikalen Ansichten aufgefallen und stand mehrfach vor Gericht, wurde aber nicht verurteilt.
Erst im März wurde er wieder verhaftet, weil Anhänger zwei Kinder verhungern liessen. Doch er kam erneut auf Kaution raus, obschon es schon 2019 Vorwürfe gab, MacKenzie sei an dem Tod von Kindern beteiligt gewesen.
Das Wissen darum, dass ein früheres Eingreifen der Behörden den Tod vieler Kinder hätte verhindern können, ist besonders schmerzhaft.
«Unter den jetzt gefundenen Todesopfern sind viele Kinder», sagt Journalist Putsch. «Und das Wissen darum, dass ein früheres Eingreifen der Behörden ihren Tod hätte verhindern können, ist besonders schmerzhaft.»
Entsprechend schockiert sind die Menschen in Kenia, nachdem der Fall publik geworden ist. Die kenianische Regierung hat nun angekündigt, MacKenzie wegen Mordes anklagen zu wollen. Ausserdem will sie die Tausenden Sekten künftig besser beaufsichtigen.
Den Gläubigen viel Geld abgenommen
Laut Medienberichten begann MacKenzie seine Karriere als Taxifahrer, bemerkte dann aber, dass sich mit einer Sekte mehr Geld verdienen lässt. In Kenia gibt es mehr als 4000 registrierte Religionsgemeinschaften, hinzu kommen viele weitere, nicht registrierte.
MacKenzie war mit seiner Sekte sehr erfolgreich, denn er hatte schon bald einen eigenen TV-Sender und offenbar enorme finanzielle Mittel. «Solche Sekten predigen typischerweise den ‹Prosperity Gospel› – dass also grosse Spenden an die Sekte das eigene Wohl der Gläubigen verbessern soll», so Putsch.
Grundsätzlich hätten die Religionsgemeinschaften und Sekten in vielen afrikanischen Ländern oft zu grossen Einfluss auf die Politik – weil die Politiker fürchten, Wählerstimmen zu verlieren. «Doch wenn Sektenführer eine Wunderheilung von HIV predigen, dann müsste der Staat eigentlich eingreifen», stellt Putsch fest.
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