Das Spiel wurde nie angepfiffen, aber es gilt als eine der Initialzündungen des Jugoslawienkriegs: Dynamo Zagreb gegen Roter Stern Belgrad im Maksimir Stadion am 13. Mai 1990. Hooligans beider Klubs gehen aufeinander los. Die Polizei ist völlig machtlos. Ein Jahr später war Krieg. Jugoslawien zerfiel in seine Einzelteile.
Hooligans als Kriegsfreiwillige
Er erinnert sich genau an all dies. Die Stimme des jugoslawischen Fussballs: Der legendäre Kommentator Milojko Pantić, noch immer überzeugter Jugoslawe: «Der Nationalismus hat den grossen Staat Jugoslawien zerstört. Zum ersten Mal richtig sichtbar war dies bei den Ausschreitungen im Maksimir-Stadion: Dahinter steckte die Regie der nationalistischen Strukturen.»
So waren viele der Kriegsfreiwilligen zuvor Fussball-Hooligans bei Dynamo Zagreb und Roter Stern Belgrad. Einer ihrer übelsten Anführer: Željko Ražnatović, genannt Arkan. Er ist verantwortlich für Kriegsverbrechen in Bosnien, Kroatien und Kosovo. Regelmässig liessen ihn die Fans von Roter Stern Belgrad hochleben. Kein Wunder: Arkan gehörte zum harten Kern der Hooligan-Szene des Clubs.
Partizan-Stürmerstar aus Kosovo
Der Grazer Politologieprofessor Florian Bieber hat den Nationalismus im ehemaligen Jugoslawien erforscht. In seiner Dissertation kommt er zum Schluss, der «Hooligan-Nationalismus» habe zur Verstärkung der Differenzen zwischen den Nationen Jugoslawiens beigetragen: «Die Konfrontationen, die sich in den achtziger Jahren in den Stadien angebahnt hatten, wurden jedoch auf dem Schlachtfeld ausgetragen.»
Doch es ging und geht auch anders: Stürmerstar Fadil Vokrri schoss in den achtziger Jahren Tor um Tor für Partizan Belgrad. Später gründete er den kosovarischen Fussballverband und führte diesen in die Fifa. Doch dies nehmen ihm die Fans von damals nicht übel: Als er kürzlich gestorben ist, trauerten die Belgrader mit. Ungelöster Kosovo-Konflikt hin oder her.
«Wir wollen zusammen leben»
Doch die Spannungen werden von Politikern und Medien schön weitergepflegt. So kam es 2014 beim Spiel Serbien gegen Albanien in Belgrad zu einem Zwischenfall mit einer Drohne: Ein albanischer Eiferer flog die Fahne Grossalbaniens ins Stadion. Es kam zu Tumulten. Die serbischen Hooligans skandierten: «Tod den Albanern.»
Doch damals wie heute entspricht dies nicht der allgemeinen Stimmung: Das zeigen Interviews mit Jugendlichen, die am 13. Mai 1990 im Maksimir-Stadion Dynamo Zagreb anfeuern wollten: «Wir wollen zusammen leben in Jugoslawien.» Denn ein Ende von Jugoslawien war für viele ein Jahr vor dem Krieg kaum vorstellbar. Umso mehr gilt in diesen Tagen: Rote Karte für geistige Brandstifter aller Art.