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Serbien zwischen Ost und West Weshalb sich Serbien im Ukrainekrieg nicht festlegt

Serbien vermeidet es bislang, Russland für den Angriff auf die Ukraine klar zu verurteilen. So ist das Balkanland neben Belarus der einzige Staat in Europa, der keine Sanktionen gegen Russland verhängt hat. Gleichzeitig ist man aber auch um gute Beziehungen zum Westen bemüht. Erst letzte Woche traf sich der serbische Präsident Aleksandar Vucic mit seinem ukrainischen Amtskollegen Wolodimir Selenski. Es war das erste persönliche Gespräch der beiden seit Kriegsbeginn. SRF-Auslandredaktor Janis Fahrländer darüber, wie es Serbien derzeit gelingt, sowohl zum Westen als auch zu Russland gute Beziehungen zu unterhalten.

Janis Fahrländer

Auslandredaktor Radio SRF

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Janis Fahrländer ist Redaktor in der Auslandredaktion von Radio SRF. Dort ist er zuständig für die Berichterstattung über die Balkanstaaten.

Wie steht Serbien zum Ukrainekrieg?

Serbien hat ein gespaltenes Verhältnis zum Ukrainekrieg. Einerseits bezeichnet es den Angriff Russlands auf die Ukraine als völkerrechtswidrig. Auch hat es die russischen Annexionen nicht anerkannt und in der UNO gegen den Krieg Position bezogen. Beim Treffen mit Selenski betonte Vucic, Serbien respektiere das Territorium der Ukraine. Auch gilt es als gesichert, dass Serbien der Ukraine seit Monaten Waffen liefert.

Auf der anderen Seite weigert sich das Land bisher, Sanktionen gegen Russland zu verhängen. So gibt es beispielsweise weiterhin direkte Flugverbindungen zwischen Russland und Serbien. Regierungsnahe Medien äussern sich immer wieder positiv über Wladimir Putin und öffentlich wird die Bruderschaft zwischen Serbien und Russland beschworen.  

Wie ist das Verhältnis zu Russland?

Aleksandar Vucic hat jahrelang die Nähe zu Wladimir Putin gesucht. So hat er das Land rhetorisch gar zum Bruderstaat hochstilisiert. Dafür hat Serbien auch einiges erhalten. Im Streit um die Unabhängigkeit Kosovos gilt Russland als Verbündeter Serbiens. So nutzt das Land etwa seinen Einfluss im UNO-Sicherheitsrat, um eine Aufnahme Kosovos in die UNO zu verhindern.

Auch erhält Serbien weiterhin russisches Gas zum Vorzugspreis. Ein allzu offener Bruch mit Russland ist für Vucic daher nicht möglich. Dabei ist er gegenüber Russland seit dem Ukrainekrieg merklich auf Distanz gegangen. Seither gab es keine hochrangigen Staatsbesuche mehr.

Wie ist das Verhältnis zum Westen?

Serbien steht dem Westen eigentlich viel näher als Russland. Schon nur geografisch: Das Land ist umgeben von EU- und Nato-Staaten. Serbien ist offiziell EU-Beitrittskandidat, auch die Wirtschaftsbeziehungen sind eng. Russland spielt dagegen wirtschaftlich nur eine kleine Rolle. Das weiss Vucic und kann daher nicht mit dem Westen brechen.

Auch in den Verhandlungen über den Status des Kosovos muss er mit dem Westen kooperieren. Dabei nutzt er die Nähe zu Russland erfolgreich als Druckmittel. In der Hoffnung, Serbien dauerhaft von Russland zu lösen, zeigt sich der Westen derzeit nachsichtig – etwa, wenn es um den autoritären Regierungsstil Vucics im Inland geht.

Wieso steht Serbien nicht mehr unter Druck?

Serbien bietet derzeit beiden Seiten etwas. Der Westen ist dank der Waffenlieferungen an die Ukraine zufriedengestellt. Russland profitiert dagegen davon, dass Serbien bisher keine Sanktionen verhängt hat. Es zeigt sich aber auch eine gewisse Schwäche Russlands.

In Europa verfügt das Land neben dem ebenfalls sanktionierten Belarus über keine Partner mehr, während Serbien neben den westlichen Ländern mit China noch über einen weiteren gewichtigen Partner verfügt. Serbien ist sich dieser aktuellen Stärke bewusst und weiss sie derzeit für sich zu nutzen. Allerdings bleibt diese Politik ein Drahtseilakt, der Serbien längerfristig schaden könnte.

Auch mit China pflegt Serbien gut Beziehungen

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Serbien pflegt auch zu China gute Beziehungen, die sich seit dem Ukrainekrieg nochmals intensiviert haben. Wie Russland unterstützt China ebenfalls die serbische Position zu Kosovo. Darüber hinaus ist China auch wirtschaftlich interessant. So nehmen die chinesischen Investitionen in Serbien seit Jahren zu. Bei den ausländischen Direktinvestitionen dürfte das Land dieses Jahr erstmals sogar die EU übertreffen.

Viele Beobachter sehen in China daher bereits heute den wichtigsten Partner Serbiens im Osten, während es sich bei der Beziehung zu Russland primär noch um eine symbolische Freundschaft handelt. Die Nähe zu Peking birgt aber auch Gefahren für Serbien. Einerseits droht eine wirtschaftliche Abhängigkeit, andererseits könnte zu engen Verbindungen zu Peking die Beziehungen zu den USA gefährden. Auch dürfte China versuchen, über die Wirtschaft politischen Einfluss auf Serbien auszuüben.

Echo der Zeit, 08.09.2023, 18:00 Uhr ; 

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