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Russischer Regisseur steht vor Gericht und inszeniert in Zürich
Aus Tagesschau vom 17.10.2018.
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Serebrennikow-Prozess Neue Grenzen für Russlands Kunst

Nicht zum ersten Mal gerät das Bezirksgericht im Nordosten von Moskaus auch ausserhalb der Landesgrenzen in die Schlagzeilen: Vor demselben Gericht wurde dem russischen Oligarchen Chodorkowskij der Prozess gemacht. Wie im Fall von Chodorkowskij sprechen Kritiker von einer politisch motivierten Anklage. So zweifelt die russische Theaterkritikerin Marina Davydova an der Unabhängigkeit des Gerichtes.

Mit Kirill Serebrennikow standen heute drei weitere Leute vor Gericht. Neben dem Regisseur sind auch der Direktor und der Leiter des Theaters, sowie eine ehemalige Mitarbeiterin des Kulturministeriums angeklagt. Doch die Kameras waren auf Serebrennikow gerichtet, der in Russland für sein Theater und Filme weit über die Künstlerkreise hinaus bekannt ist.

«Nicht die Künstler sind schuld, sondern die Gesetzgebung»

Vorgeworfen wird den Angeklagten, staatliche Subventionsgelder veruntreut zu haben in der Höhe von umgerechnet rund vier Millionen Franken. Serebrennikow bestreitet die Vorwürfe. Die Buchhalterin hat mit den Behörden bereits im vergangenen Jahr kooperiert und stand deswegen heute nicht vor Gericht. Eine Mitarbeiterin des Theaters hat Russland in der Zwischenzeit verlassen und wurde von den Behörden zur Fahndung ausgeschrieben.

Dass es zu einem Verstoss gegen buchhalterische Vorschriften gekommen ist, bezweifeln auch Anhänger von Serebrennikow nicht. Doch die Theaterkritikerin Davydova sieht nicht die Künstler in der Schuld, sondern die Gesetzgebung, die es schlicht unmöglich mache, dass man sich an alle gesetzlichen Vorschriften halte. Während des heutigen ersten Prozesstages wurden administrative Fragen geklärt und keine inhaltlichen Punkte der Anklage vor Gericht verhandelt.

Während Stunden war unklar, wie lange der erste Tag sich hinziehen würde. Kurz vor 18 Uhr schliesslich wurde bekannt, dass der Hausarrest gegen den Regisseur um ein halbes Jahr verlängert wird bis im April 2019. Ein Freispruch der Angeklagten scheint unwahrscheinlich, denn in Russland kommt es in der überwiegenden Mehrheit aller Fälle vor Gericht zu einem Schuldspruch.

Keine fest geschriebenen Grenzen

Doch unabhängig vom Ausgang des Gerichtsfalls hat der Prozess eine nachhaltige Wirkung auf die russische Kunstszene. An Serebrennikow und seinen Theaterkollegen sei bereits ein abschreckendes Exempel statuiert wurde, ist Davydova überzeugt. Die Grenzen seien jedoch nicht etwa festgeschrieben, sondern würden willkürlich gezogen. Es sei jedem selbst überlassen, welches Risiko man mit seiner Kunst eingehen wolle, sagt Davydova.

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