Auf der Plattform Onlyfans können Nutzerinnen und Nutzer mit Fotos und Videos Geld verdienen. Bekannt ist die Plattform vor allem für erotische und sexuelle Inhalte.
Um die Kundinnen und Kunden bei der Stange zu halten, können Userinnen und User auch mit den Models chatten. Doch hinter den Chatnachrichten stehen oft sogenannte Chatters – und gar nicht die Models auf den Fotos.
So arbeitet etwa Amora seit über vier Jahren als Chatterin. Im Namen von Onlyfans-Models textet sie mit deren Kunden. Die alleinerziehende Mutter – sie heisst in Wirklichkeit nicht Amora – lebt mit ihren zwei Kindern in Manila.
Früher arbeitete sie in einem Callcenter. Nun könne sie sich besser um die Kinder kümmern, sagt sie. Auch finanziell habe sich der Wechsel gelohnt. Sie verdiene als Chatterin jetzt doppelt so viel wie vorher im Callcenter.
Kunden stimulieren
Je nach Stimmung des Kunden gehe sie locker und flirtend auf ihn zu, erklärt Amora. Wenn nötig, sei sie auch eine gute Zuhörerin. Wichtig sei, dass die Interaktion nicht abbreche.
Wenn das Gespräch nicht in Gang kommt, orientiert sie sich an einer Reihe von vorformulierten Texten und Dialogen. Sie zielen alle darauf ab, die Kunden zu stimulieren, auch sexuell.
Am Anfang fand ich es unangenehm. Aber jetzt ist es für mich ganz normal.
Amora verdient an den verkauften Videos und Fotos, die die Kunden von den Models bestellen. Loyale Kunden, mit denen sie zu tun habe, gäben umgerechnet mehr als 1000 Franken für Videos der Models aus. Besonders gute Kunden bis zu 20'000 Franken im Jahr. «Wale» heissen diese Kunden im Fachjargon.
Dirty Talk den ganzen Tag lang
Amora erklärt, dass sehr viel Dirty Talk zu ihrem Job als Chatterin dazugehöre. Doch: Wie ist das für sie, acht Stunden am Tag Sexnachrichten zu verschicken?
«Am Anfang fand ich es unnatürlich und unangenehm. Aber jetzt, da ich das schon seit ein paar Jahren mache, ist es für mich ganz normal.»
Langfristig sehe sie sich aber nicht in diesem Job, sagt Amora. Noch könne sie ihre Arbeit zwar gut vor ihren Kindern verbergen. «Wenn sie aber älter werden, könnten sie misstrauisch werden und nachfragen, was ich da tue.» Vielleicht noch ein paar Jahre, dann sei Schluss und Zeit, etwas Neues zu suchen.
Mit 17 als Chatter angefangen
Doch nicht alle können mit diesem Job gleich gut umgehen. Juno ist zwanzig Jahre alt, er hat drei Jahre als Chatter gearbeitet. Vor Kurzem hat er aufgehört. Juno – der in Wirklichkeit ebenfalls anders heisst – sagt, er habe ein schlechtes Gewissen gehabt.
Er fühle sich schuldig, weil er Menschen betrogen habe. Die Chatter würden so tun, als wären sie jemand anderes, und würden dabei einsamen Männern viel Geld abknöpfen.
Juno sagt, finanziell sei es inzwischen gar nicht mehr so lukrativ. Während die erfolgreichen und bekannten Onlyfans-Models viel Geld verdienten, erhielten Chatter wie er nur wenige Prozente davon.
Agenturen setzen auf KI
Dazu kommt die zunehmende Konkurrenz von künstlicher Intelligenz – sogenannte Chatbots.
Die KI hat keine Gefühle und versteht menschliche Emotionen nicht so gut wie wir.
Es gebe viele Agenturen, die künstliche Intelligenz einsetzten. Die Dialoge klängen aber unnatürlich, kritisiert Juno. «Die KI hat keine Gefühle und versteht menschliche Emotionen nicht so gut wie wir.» Doch die KI lernt dazu. Und es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis die Chatbots Chatter wie Amora oder Juno ablösen werden.