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Siesta, Gesetze, Klimaanlagen So schützt sich das Ausland vor der Hitzewelle

Von Sonnensegeln über Abkühlräume bis hin zum mittäglichen Arbeitsverbot: Südliche Länder wie Spanien, Italien, Griechenland und die Türkei müssen die Beschäftigten und generell die Bevölkerung von jeher vor zu hohen Temperaturen schützen. Ein Überblick.

Griechenland

In Griechenland schrillen die Alarmglocken, wenn in Athen das berühmte Wahrzeichen Akropolis über die Mittagsstunden die Pforten für Touristinnen und Touristen sowie Mitarbeitende schliesst. Bei mehr als 40 Grad im Schatten fühlt es sich für die Menschen dort je nach Kleidung und Windverhältnissen wie 55 bis 60 Grad an.

Akropolis.
Legende: Zwischen 12 und 17 Uhr ist die Akropolis aufgrund der hohen Temperaturen jeweils geschlossen. imago images/NurPhoto

Für all jene, die zu Hause keine Klimaanlage haben, öffnen die griechischen Grossstädte während Hitzewellen öffentliche klimatisierte Gebäude, in denen man sich tagsüber aufhalten darf.

Massnahmen in weiteren Ländern

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Slowenien

In Slowenien ist der Schutz für Arbeit bei Hitze im Freien nicht im Detail geregelt, die Konföderation der freien Gewerkschaften ZSSS hat dafür aber Vorschläge unterbreitet. Hingegen gibt es Gesetze für Arbeitsplätze in Innenräumen, dort darf es nicht wärmer als 28 Grad sein.

Kroatien

In Kroatien gibt es keinerlei Gesetze zum Hitzeschutz. Alles bleibt dem Ermessen der Arbeitgeber überlassen. Das kritisieren die Gewerkschaften – und verlangen Regeln nach dem Modell Frankreichs.

Ungarn

Ungarn hat eine sehr detaillierte Verordnung zum Arbeitsschutz bei Hitze. Es gibt viele Abstufungen je nach physischer Schwere der Arbeit. Wird draussen bei mehr als 27 Grad schwer gearbeitet, muss der Arbeitgeber für ausreichend Flüssigkeit und Pausen sorgen. Beschäftigte in Büros hingegen müssen bis zu 31 Grad schutzlos ertragen, erst dann muss der Arbeitgeber etwa mit Kühlungsmassnahmen eingreifen. 

Rumänien

In Rumänien regelt das Arbeitsgesetz, dass der Arbeitgeber das Arbeitsprogramm bei extremer Hitze anpassen muss und in den Mittagsstunden pausiert wird. Er muss auch Trinkwasser und schattige Rückzugsplätze zur Verfügung stellen und für Lüftung sorgen, ansonsten muss die Arbeit zwischen 11 und 17 Uhr ruhen. Die Angestellten dürfen die Arbeit ablehnen, wenn es zu heiss ist. Als Grenzwert gelten hier 37 Grad im Schatten, wenn diese Temperatur mehr als zwei Tage nacheinander andauert.

Serbien

In Serbien gibt es Strafen für Arbeitgeber, die gegen den Hitzeschutz verstossen: Bis zu 17'000 Euro können für Unternehmen fällig werden. Beschäftigte können einen Arbeitgeber, der keine Massnahmen für ihre sichere und gesunde Arbeit im Freien bei hohen Aussentemperaturen getroffen hat, anonym der Gewerbeaufsichtsbehörde melden. Als Grenzwert gelten 36 Grad. Fraglich ist, inwieweit die Sanktionen im Alltag umgesetzt werden.

Zudem ergreift das griechische Arbeitsministerium Massnahmen: Es untersagt bei Hitze in den jeweils betroffenen Regionen des Landes die Arbeit im Freien zwischen 12 und 17 Uhr – etwa für Bauarbeiterinnen und Bauarbeiter sowie für die Landwirtschaft, aber auch für Lieferdienstbeschäftigte, die per Moped Essen und Kaffee ausfahren. Bei Zuwiderhandlung drohen den Unternehmen bis zu 2000 Euro Strafe pro betroffenen Mitarbeitenden.

Spanien

In Spanien, wo die Hitzewellen ebenfalls immer häufiger und länger werden, sind die gesetzlichen Regelungen zum Schutz der Beschäftigten zuletzt verschärft worden.

Frau.
Legende: Keystone/MANU REINO

Linderung für alle sollen zudem über die Strassen gespannte Sonnensegel sowie Trinkwasserstellen, Bäume, Verkehrsberuhigung und Abkühlräume bringen. Abseits der Metropolen machen die Spanierinnen und Spanier traditionell ihre berühmte Siesta, meist zwischen 14 und 17 Uhr.

Seit 2023 müssen Arbeiten im Freien während extremer Hitze eingeschränkt oder ganz unterbrochen werden. Bei Verstössen drohen Strafen von bis zu fast einer Million Euro.

Frankreich

Angesichts der zunehmenden Häufigkeit von Hitzewellen rüstet Frankreich in vielen Bereichen auf. Zuletzt wurden zum 1. Juli die Vorschriften bezüglich der Vorkehrungen verschärft, die öffentliche Arbeitgeber bei Hitzewellen treffen müssen.

Menschen.
Legende: Keystone/Aurelien Morissard

Dabei geht es um den Schutz vor Hitze und Sonne am Arbeitsplatz und das Bereitstellen von mindestens drei Litern Wasser pro Mitarbeitenden, wenn es vor Ort kein fliessendes Trinkwasser gibt.

Italien

In Italien reicht die Tradition der Siesta bis ins antike Rom zurück: Damals legten die Menschen zur «hora sexta», also zur sechsten Stunde nach Sonnenaufgang, eine Pause ein – meist um die Mittagszeit.

Frau.
Legende: Keystone/ANGELO CARCONI

Auch heute noch ist es in vielen kleineren Städten üblich, dass Geschäfte zwischen 13 und 16 Uhr geschlossen sind. Trotz wiederkehrender Hitzewellen hat die italienische Regierung noch keine einheitlichen Schutzmassnahmen für Arbeitnehmende erlassen. Stattdessen haben mehrere Regionen in Eigenregie Anti-Hitze-Verordnungen beschlossen.

Türkei

In der Türkei gibt es im Sommer immer wieder Hitzewellen. In den nächsten Tagen etwa sollen die Temperaturen in der südosttürkischen Metropole Diyarbakir auf mehr als 40 Grad steigen. Wer auf Baustellen oder in der Landwirtschaft arbeitet, wird dazu aufgerufen, die Mittagssonne zu meiden und ausreichend Wasser zu trinken.

Mann.
Legende: imago images/Anadolu Agency

Bei sehr starker Hitze schliessen Schulen gelegentlich. Von der türkischen Regierung angetriebene Massnahmen zur Kühlung der Städte, wie etwa Begrünung, um die Temperaturen zu senken, gibt es bislang nicht.

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Tagesschau, 9.8.2025, 19:30 Uhr ; 

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