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Sklavenarbeit in Süditalien Ausgebeutet und transportiert wie Vieh

Die Mafia lässt grüssen: Verkehrsunfälle mit 16 Toten rufen das Elend afrikanischer Feldarbeiter in Apulien in Erinnerung.

16 Tote in drei Tagen: Nahe der süditalienischen Stadt Foggia sind seit letztem Samstag bei Verkehrsunfällen 16 Menschen ums Leben gekommen. Sie waren allesamt afrikanische Saisonarbeiter. Die meisten von ihnen wohnen in Slums und werden von dort in alten Karren auf die Felder transportiert, wie Italien-Mitarbeiter Rolf Pellegrini berichtet. Beim letzten Unfall waren in einem kleinen Lieferwagen 14 Arbeiter eingepfercht. Das Gefährt mit bulgarischem Nummernschild war für acht Personen zugelassen und sollte die Arbeiter nach der Arbeit auf den Feldern in ihre Barackensiedlung zurückführen.

«Caporalato» : Organisiert werden die Transporte der Afrikaner von den «Caporali». Sie arbeiten für kriminelle Banden oder die Mafia, die mit den Besitzern der Felder die Pflückarbeiten kontrollieren. Diese Korporale heuern die Rechtlosen an und verlangen für die «Sklaventransporte» meist noch ein paar Euro. Abhängig zu sein vom «Caporalato», also von den Mafien und Gangs, bedeutet völlige Rechtlosigkeit und Ausbeutung unter sengender Hitze auf Feldern und Baustellen für zwei bis drei Euro pro Stunde oder auch nur die Hälfte davon.

Ein Milliardengeschäft: Insgesamt geht es um viel Geld bei diesem Geschäft, das in Süditalien seine furchtbarste Ausprägung hat. Die Gewerkschaft der Agrarindustriearbeiter spricht von 4,8 Milliarden Euro, die in ganz Italien auf diese Weise eingenommen werden. Dadurch werden dem Staat 1,8 Milliarden Euro an Steuern und Abgaben entzogen.

Ein neues Gesetz: 2016 wurde in aller Eile ein Gesetz verabschiedet, um das «Caporalato» und die Schwarzarbeit in der Landwirtschaft zu bekämpfen. Bisher ist allerdings sehr wenig geschehen, so Pellegrini: Eigentlich sollte die Polizei die allseits bekannten Orte kontrollieren, wo die Arbeiter angeheuert werden. Die Polizei könnte zudem auf den Strassen auch die alten Vehikel anhalten. Doch dies geschieht nicht. Die Polizei zeigt zwar Präsenz, kontrolliert aber erst, wenn die Arbeiter bereits auf den Feldern sind oder nach deren Rückkehr in die Baracken. Die Ordnungskräfte konzentrieren sich zudem auf die Autobahnen und beklagen einen Personalmangel.

Bei einem Unfall nahe Foggia starben am Montag zwölf Afrikaner auf der Rückkehr von den Feldern.
Legende: Bei einem Unfall nahe Foggia starben am Montag zwölf Afrikaner auf der Rückkehr von den Feldern. Keystone

Neue Versprechungen: Nach den schweren Unfällen mit 16 Toten kündigten zwei Staatsanwälte in Apulien eine intensive Untersuchung an. Italiens Innenminister Matteo Salvini von der Lega Nord versprach drastische flächendeckende Kontrollen. Schwarzarbeiter wollten heute in Apulien an Demonstrationen ihre Forderung nach angemessener Entlöhnung und Rechtsschutz unterstreichen. Ob dies etwas bewirkt und die gesetzlich vorgesehenen Sanktionen gegen die Ausbeuter angewendet werden, wird sich bald zeigen.

Theorie und Praxis: Immerhin sieht die Höchststrafe die Enteignung von Ausbeutern vor. Das blieb aber bisher Theorie. Erstaunlich ist auch, dass die Präfekten als staatliche Vertreter vor Ort nie zu drastischen Massnahmen griffen und die Polizei nie anwiesen, die Missstände energisch zu bekämpfen. Es fehlte ihnen bisher vermutlich die nötige Unterstützung der Politik, so Pellegrini.

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