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Smogalarm in Polen Veraltete Kohleöfen qualmen munter weiter

Die Luft in Polen wird noch sehr lage schlecht bleiben. Die Regierung subventioniert im Wahljahr lieber den Strom als neue Öfen.

Die Luft in Polen ist schlecht: Von den 50 europäischen Städten mit besonders schlechter Luftqualität liegen laut der Weltgesundheitsorganisation WHO 33 in Polen – vor allem bei den aktuell kalten Temperaturen werden die Grenzwerte dort teils massiv überschritten. Das Hauptproblem sind die veralteten Kohleöfen, mit denen 70 Prozent aller Haushalte im Land heizen: Sie stossen Unmengen an Feinstaub aus. Viele Polinnen und Polen verbrennen darin auch minderwertige Kohle und Abfall, obwohl dies eigentlich verboten ist.

Das tut die Regierung dagegen: Die Regierung in Warschau hat Geld gesprochen für ein Clean-Air-Programm – umgerechnet 25 Milliarden Franken für die nächsten zwölf Jahre. Damit sollten eigentlich neuere, sauberere Öfen finanziert werden. Doch nun hat sich die Regierung umentschieden. Sie will einen Teil des Geldes in diesem Jahr, einem Wahljahr, anders einsetzen. Sie wird den Strompreis subventionieren. Denn ohne Subvention würde dieser steigen. Und in einem Wahljahr sind höhere Strompreise nicht sehr populär.

So erlebt SRF-Korrespondent Roman Fillinger in Warschau den Smog

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Die schlechte Luftqualität in meinem Alltag zeigt sich zuallererst auf meinem Handy. Ich habe eine App installiert, die mich warnt, wenn die Feinstaubwerte zu hoch sind, wenn also wieder einmal Smog herrscht in der Stadt. Und das geschieht in diesen kalten Tagen immer wieder. Denn ganz viele Leute hier in Polen heizen nach wie vor mit Kohleöfen und verpesten die Luft damit. Dieser Alarm auf dem Handy heisst für Erwachsene, dass sie nicht nach draussen gehen und joggen sollten. Für Kindertagesstätten oder Kindergärten bedeutet er, dass sie mit den Kindern an diesen Tagen nicht nach draussen gehen. Das Problem ist allerdings hier in Warschau etwas weniger gravierend als im Süden von Polen: Dort, in Städten wie Krakau oder Kattowitz, sind die Smogtage sehr viel häufiger.

Keine EU-Gelder für fossile Energie: Die polnische Regierung hat mit Mitteln aus den EU-Töpfen für ihr Programm gerechnet. Aber dieses Geld wird nicht oder nur zum Teil fliessen. Das hat die «Gazeta Wyborcza», eine der wichtigsten Zeitungen in Polen, herausgefunden. Die EU verfolgt nämlich ein anderes Fernziel: Sie will ganz weg von fossilen Energien. Deshalb will sie keine Kohleöfen finanzieren, die dann noch jahrzehntelang Kohle verbrennen.

Jahrzehnte bis zu einer Verbesserung: Es dürfte noch ziemlich lange dauern, bis die Luft in Polen sauberer wird. Ein Umweltaktivist in Kattowitz hat ausgerechnet: Wenn die veralteten Kohleöfen in dem Tempo ersetzt würden, wie das bis jetzt geschehen ist, dann würde es noch 37 Jahre dauern, bis der letzte veralteter Kohleofen ausser Betrieb ist. Aber selbst wenn eine neue Regierung an die Macht käme, die mehr auf erneuerbare Energien setzen und das Ganze beschleunigen würde, würde es noch sehr lange dauern – schlicht weil es um Millionen von Kohleöfen geht, die ersetzt werden müssten.

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