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Solarstrom für Afrika LED-Licht statt Kerosin-Lampen

Millionen Afrikaner haben kein Stromnetz zur Verfügung. Dank Solar-Set kommen Hunderttausende trotzdem zu Licht und TV.

Die Lampe schafft es knapp, das Haus von Bauer Francis Muya zu erhellen. Doch das Licht reicht aus, damit seine zehnjährige Tochter ihre Hausaufgaben machen kann. Eine Solarzelle auf dem Dach lädt die Batterie, so dass Familie Muya Strom hat, auch nach Einbruch der Dunkelheit.

Kind mit Taschenlampe über einem Schulbuch
Legende: Hausaufgaben im Schein einer solarstrombetriebenen LED-Lampe – eine Verbesserung für viele kenianische Kinder. M-Kopa

Der Bauer ist begeistert: «Der Solarstrom hat mein Leben verändert. Ich brauche kein Geld mehr für Lampenöl und Kerzen.» Auch der kleine Laden seiner Frau, in welchem sie von Maismehl bis Waschpulver das Notwendigste anbietet, wird durch die LED-Lampen der Firma M-Kopa erleuchtet.

50 Rappen täglich für Solarstrom

M-Kopa hat in Afrika ein neues Geschäft entdeckt. Als erste Firma begann sie, Solarstrom zu vermieten, dort wo kein Stromnetz existiert. Im Set inbegriffen ist die Solarzelle, vier Lampen, ein Radio, eine Taschenlampe und ein Handyladekabel.

M-Kopa-Set
Legende: 50 Rappen pro Tag kostet das Standardset aus Solarzelle, Lampen, Radio, Handyladekabel und Batterie. M-Kopa

Das Herzstück des Solar-Sets ist die Batterie. Sie ist mit dem Mobilfunknetz verbunden. Der Kunde bezahlt via Handy 50 Rappen täglich. Nach 400 Tagen gehört die kleine Solaranlage ihm. Bezahlt er jedoch nicht, schaltet sich die Batterie aus – und es bleibt dunkel im Haus.

Die Solarfirma nehme das Geld der Ärmsten, lautet eine Kritik an M-Kopa. «Wir wollen natürlich Gewinn machen», gibt Direktorin Pauline Githugu zu, «doch schliesslich sparen unsere Kunden Geld, und beide Seiten profitieren.» Mit dem Solarset würden andere Kosten eingespart, für Lampenöl oder fürs Laden des Handys ausser Haus.

Weil viele Menschen die rund 200 Franken für ein Solar-Set nicht einfach so aufbringen können, hat M-Kopa das Leasing-Modell gestartet. «Es ist eigentlich ein Darlehen», so Githugu. Rund 90 Prozent der Kunden würden regelmässig bezahlen, so dass die Anlage schliesslich ihnen gehört.

Erfolg schafft Konkurrenz

Die Firma M-Kopa hat unterdessen über 600'000 Kunden. Und der Erfolg hat Nachahmer auf den Plan gerufen. Unterdessen gibt es in Kenia rund ein Dutzend Solarfirmen, die das sogenannte Paygo-Modell anbieten.

Die Konkurrenz hat die schnell wachsende Firma auf den Boden der Realität zurückgeholt. Ende 2017 wurde das Ziel von einer Million Kunden klar verfehlt, M-Kopa musste gar rund zehn Prozent ihrer Belegschaft entlassen. Die Firma ist noch nicht in der Gewinnzone.

Musau hält eine Kerosinlampe in der Hand
Legende: Bevor die Solaranlage elektrisches Licht brachte, waren viele Kenianerinnen wie Mary Musau auf Kerosinlampen angewiesen. M-Kopa

Zudem hat M-Kopa zusätzliches Kapital von staatlichen Entwicklungsfonds aufgenommen. Ursprünglich war die Strategie, nur mit privatem Kapital zu arbeiten. Direktorin Githugu erklärt: «Die Idee ist, dass wir weiterwachsen und diversifizieren können.» M-Kopa sei zwar eine private Firma, aber man kümmere sich mit Strom um ein Thema, das auch für die Öffentlichkeit wichtig sei. Da die Firma den Kunden das Geld für die Solaranlage vorschiesst, ist ihr Geschäft kapitalintensiv.

Fernsehen für einen Viertel des Einkommens

«Die Konkurrenz ist eine Herausforderung», gesteht Pauline Githugu, «doch sie zwingt uns, immer voraus zu denken.» Man wolle noch stärker auf die Bedürfnisse der Kunden eingehen. Dies hat dazu geführt, dass M-Kopa ein Solar-Set mit Fernseher anbietet. Besonders gut verkauft hat sich dieses vor der Fussball-Weltmeisterschaft, unterdessen besitzen bereits 150'000 Kunden einen M-Kopa-TV.

Die Okumus vor einem kleinen Fernseher
Legende: Besonders gut verkauften sich die M-Kopa-Fernseher vor der Fussball-WM. M-Kopa

Einer dieser Kunden ist Anthony Kamau. Der Bauarbeiter schätzt den Komfort eines Fernsehers in seiner kleinen Lehmhütte. «Ich bin mehr zu Hause und muss abends nicht mehr in die Stadt, um News oder Sport zu schauen.» Dank dem Fernseher sei er besser informiert. Dafür bezahlt Kamau täglich einen Franken, das ist rund ein Viertel seines Einkommens. Bisher habe er kein Problem gehabt, das Geld aufzubringen, so Kamau. Wenn er täglich bezahlt, wird der Fernseher in einem Jahr ihm gehören.

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