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Schwierige Bergung bei grossen Lawinen
Aus Tagesschau vom 19.01.2017.
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Lawine verschüttet Hotel «Solche Vorfälle kommen sehr selten vor»

In Italien hat eine Lawine ein Hotel mit mehreren Menschen unter sich begraben. Der Rettungseinsatz gestaltet sich sehr schwierig. Wie läuft eine solche Aktion ab? Michael Bründl, Lawinenforscher am Institut für Schnee- und Lawinenforschung (SLF) in Davos, gibt Antworten.

SRF News: Noch immer sind Leute verschüttet. Wie gross sind deren Überlebenschancen?

Michael Bründl

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Der Diplom-Geograf arbeitet beim Institut für Schnee- und Lawinenforschung (SLF) in Davos. Er ist spezialisiert auf Dynamik und Risiken von Lawinen und die Prävention.

Michael Bründl: Das hängt davon ab, ob die Personen eine sogenannte Atemhöhle haben, ob sie von irgendwelchen Trümmern verletzt worden sind und wie gross die Kälte ist, der sie ausgesetzt sind. Das sind alles Faktoren, die für die Überlebenswahrscheinlichkeit eine grosse Rolle spielen.

Aber Chancen gibt es?

Natürlich gibt es Chancen. Es gibt Beispiele aus der Vergangenheit, wo Personen auch nach Tagen noch lebend geborgen werden konnten.

Die Rettungsarbeiten sind schwierig. Die Retter gelangen kaum zur Unfallstelle. Wie läuft so eine Rettung ab und was sind die Probleme?

Ein Problem ist, dass man schweres Gerät braucht, um die Schneemassen, die mit Holz und Steinen durchsetzt sein können, wegzubringen. Mit einer einzelnen Schaufel kann man da nicht viel ausrichten. Es braucht eine sehr gute Organisation. Daher sind diese Arbeiten sehr mühsam und anstrengend.

Kommen solche schweren Lawinenniedergänge oft vor?

Die treten sehr selten auf. Es handelt sich dabei um Katastrophenlawinen, die glücklicherweise nicht allzu häufig vorkommen. Aber es passiert immer mal wieder, wie in dem Fall in Italien und übertreffen das, was man bisher gekannt hat.

Wie müssen Gebäude gebaut werden, damit sie einer Lawine standhalten?

Grundsätzlich sollten Gebäude nicht dort stehen, wo zu hohe Druckkräfte auftreten, diese Gebiete sind in der Schweiz als rote Zonen ausgeschieden. In blauen Zonen, wo die erwarteten Druckkräfte kleiner als drei Tonnen pro Quadratmeter sind, sind Bauten möglich. Man muss die Gebäude aber verstärken, damit Personen im Gebäude nicht gefährdet werden.

Offenbar wurde die Lawine durch ein Erdbeben ausgelöst, das Hotel stand in einem Erdbebengebiet. Ist die Lawinengefahr im Erdbebengebiet erhöht?

Nein, grundsätzlich nicht. Entscheidend bei einer Lawine sind die Schneemenge, die Windgeschwindigkeit, die Temperatur und die Stabilität der Schneedecke ist. Das hat prinzipiell mit Erdbeben nichts zu tun.

Das Hotel war von einem Wald umgeben. Nützt das nichts?

Bäume nutzen nur etwas, weil sie im Anrissgebiet einer Lawine das Abrutschen der Schneemassen verhindern können. Im Sturz- und Auslaufbereich nützen Bäume nicht. Im Gegenteil: Sie können, weil sie von der Lawine mitgerissen werden, zusätzlichen Schaden verursachen.

Das Gespräch führte Tobias Bossard.

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Einschätzungen von Lawinenexperte Bründl
Aus News-Clip vom 19.01.2017.
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