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Sonderbericht zum Klimawandel Es bleibt kaum Zeit für schöne Ankündigungen

Einmal mehr zeigt ein Bericht des Weltklimarats: Der CO2-Ausstoss muss rapide sinken, um die Gefahren durch den Klimawandel zu begrenzen. Ob die Staaten diesmal handeln, ist fraglich. «Die Regierungen aller Länder haben diesen Bericht bei uns bestellt, und wir haben geliefert», sagte der Klimaforscher Jim Skea bei der Vorstellung des neuen IPCC-Berichts. Nun liege die Verantwortung bei diesen Regierungen – sie müssten entscheiden, ob sie danach handeln wollten.

Neue Argumente für Kurswechsel

Bisher sind sie ihrer Verantwortung nicht nachgekommen: Die Reduktion von Treibhausgasen, die sie im Rahmen des Pariser Klimavertrags angeboten haben, würden die globale Erwärmung erst bei plus 3 Grad Celsius oder mehr stoppen – dass eine solche Erwärmung viele und grosse Gefahren für Mensch und Umwelt bringen würde, war schon lange vor dem neuen Bericht klar.

Warum also sollten dieselben Regierungen nun ihren Kurs ändern? Tatsächlich haben ihnen die Klimaforscher einige neue gute Gründe geliefert. So klar wie nie zuvor zeigen sie auf, dass es um jedes weitere Zehntelgrad mehr ankommt. Die Wahrscheinlichkeit für extreme Ereignisse wie den heissen und trockenen Sommer 2018 steigt kontinuierlich mit den steigenden Temperaturen.

Tiefgreifende Massnahmen nötig

Zarte Anzeichen für eine positive Wende in der Klimapolitik gibt es. So könnten die Umweltminister der EU bei ihrem Treffen am Dienstag eine rasche Verstärkung der Massnahmen für den Klimaschutz verlangen – so zumindest steht es in einem Erklärungsentwurf, der letzte Woche an die Öffentlichkeit gelangte. Und mehr als ein Dutzend Länder haben angekündigt, sie wollten bis 2050 CO2-neutral werden, das heisst, netto kein CO2 mehr ausstossen. Das wäre nötig, um das 1,5-Gradziel zu erreichen.

Allerdings bleibt kaum Zeit für schöne Ankündigungen, das zeigt der neue IPCC-Bericht auch klar. In den nächsten zehn Jahren müssen die Energieversorgung, der Verkehr und die Industrie tiefgreifend umgebaut werden, sonst ist es zu spät. Wie extrem der Wandel sein muss, zeigen Zahlen aus dem Bericht: Zum Beispiel dürfte 2050 für die Stromerzeugung praktisch keine Kohle mehr verwendet werden. Heute hat Kohlestrom einen Anteil von fast 40 Prozent.

Schweiz wäre auch betroffen

Selbst reiche Länder wie Deutschland tun sich schwer, auf Kohle zu verzichten. Eine Kommission soll dort bis Ende Jahr einen Ausstiegsplan vorschlagen, aber das Vorhaben ist umstritten. Die Industrie fürchtet Verluste, die Gewerkschaften Arbeitslosigkeit. Die Schweiz hat zwar keine Kohlekraftwerke, aber auch sie müsste ihren CO2-Ausstoss deutlich stärker reduzieren als geplant. Und auch hierzulande sind stärkere Massnahmen stark umstritten. Vom angekündigten Ausstieg der USA aus dem Pariser Klima-Abkommen gar nicht zu sprechen.

Ob der IPCC-Bericht die Länder doch noch zum Handeln bringt, könnte die nächste UNO-Klimakonferenz im Dezember zeigen. Dort wäre Gelegenheit, sich zu weiteren Massnahmen zu verpflichten.

Thomas Häusler

Thomas Häusler

Wissenschaftsredaktor

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Thomas Häusler ist Wissenschaftsredaktor bei SRF. Er hat in Biochemie doktoriert und eine Weiterbildung in Wassermanagement an der Uni Genf absolviert. Seit 2013 ist er Leiter der Wissenschaftsredaktion.

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Weniger Erderwärmung würde weniger Probleme bringen
aus HeuteMorgen vom 08.10.2018.
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