- Als eine der wenigen Demokratien Westafrikas wählt die Elfenbeinküste einen neuen Präsidenten.
- Amtsinhaber Alassane Ouattara stellt sich mit 83 Jahren für eine umstrittene vierte Amtszeit zur Wahl.
- Ouattaras stärkste Wiedersacher waren von den Wahlen ausgeschlossen worden – so unter anderem der ehemalige CS-Chef Tidjane Thiam.
- Resultate sollen zwischen dem 26. und 30. Oktober veröffentlicht werden.
Die Abstimmung begann am Samstag ruhig. Nach Regierungsangaben sind 44'000 Sicherheitskräfte landesweit im Einsatz. In der Hauptstadt Yamoussoukro, rund 230 Kilometer von der Küstenmetropole Abidjan entfernt, verhängten Behörden aus Sorge vor Ausschreitungen eine Ausgangssperre bis kurz vor Öffnung der Wahllokale.
Gegenkandidaten ausgeschlossen
Gegen Ouattara treten vier Kandidatinnen und Kandidaten an. Seine zwei wichtigsten Gegenspieler – Ex-Präsident Laurent Gbagbo sowie der international bekannte Banker Tidjane Thiam – wurden jeweils mit rechtlicher Begründung nicht zur Wahl zugelassen.
Stärkster Herausforderer ist nun der frühere Handelsminister Jean-Luis Billon (60), der für eine Oppositionskoalition antritt. Ausserdem kandidieren die frühere First Lady Simone Ehivet Gbagbo sowie zwei weitere ehemalige Verbündete des Ex-Präsidenten.
Den Bewerbern fehlen jedoch Ressourcen. Analysten gehen davon aus, dass Ouattara bereits in der ersten Runde siegen könnte. Erhält keiner der Kandidaten mehr als 50 Prozent der Stimmen, kommt es zu einer Stichwahl. Rund 8.7 Millionen Menschen sind wahlberechtigt.
Ouattara werden von Opposition und Zivilgesellschaft autoritäre Tendenzen vorgeworfen. Die Verfassung erlaubt nur zwei Amtszeiten für einen Präsidenten. Ouattaras Lager beharrt aber darauf, dass die Zählung nach einer Verfassungsänderung 2016 zurückgesetzt sei und ihm damit zwei weitere Amtszeiten erlaubt seien.
Demonstrationen etwa gegen den Ausschluss prominenter Gegenkandidaten wurden verboten. Hunderte Aktivisten wurden verhaftet, dazu kam es zu teils ungeklärten Entführungen. In mehreren Städten gab es vor der Wahl Zusammenstösse und harte Polizeieinsätze. Beobachter fürchten Unruhen. Bei Protesten zur Wahl 2020 kamen nach Regierungsangaben 85 Menschen ums Leben. Laut Angaben der Opposition waren es mehr als 200.
Junge Bevölkerung mit unsicherer Zukunft
Vier von fünf Ivorerinnen und Ivorern sind jünger als 40 Jahre. Jugendarbeitslosigkeit, steigende Lebenshaltungskosten und ein tiefes Misstrauen gegenüber politischen Institutionen prägen die Stimmung im Land.
Zwar wirbt Ouattara mit wirtschaftlichen Erfolgen, doch für viele junge Menschen bleiben Wohlstand und politische Teilhabe unerreichbar. Zweifel an der Fairness der Wahl könnten das Vertrauen in die Institutionen weiter schwächen, warnt der ivorische Politikwissenschaftler Zana Ousmane.