Frühere Anwälte von Donald Trump werden zu Kronzeugen der Anklage. Damit könnten ihn ausgerechnet seine Ex-Juristen zu Fall bringen.
Sein politischer Einfluss ist ungebrochen. Anfang Woche genügte ein beinahe beiläufiges Wort von Donald Trump, um einen von ihm nicht erwünschten Speaker-Kandidaten zum Rückzug zu bewegen. Tom Emmer hatte es nach den Wahlen 2020 gewagt, den Wahlsieg von Joe Biden anzuerkennen.
Kurz nach Emmers Rückzug wurde mit Mike Johnson ein enger Verbündeter von Trump ins dritthöchste Amt der USA gewählt. Ein hart rechts politisierender Konservativer, der eine zentrale Rolle spielte in dem Versuch, den Wahlsieg von Joe Biden nicht anzuerkennen und Donald Trump im Amt zu behalten.
Macht und Ohnmacht
Donald Trump sprach seine Machtworte jeweils in den Verhandlungspausen seines Zivilprozesses auf den Treppenstufen vor einem Gerichtssaal in New York. Hier geht es nicht um versuchten Wahlbetrug oder gestohlene Geheimdokumente, hier geht es um aufgeblasene Vermögenswerte, Geschäftslügen, Milliardenbetrug.
Im Gerichtssaal ist Trump weit weniger mächtig als auf den Treppenstufen davor: Sein ehemaliger Chefanwalt, Michael Cohen, belastet seinen Ex-Boss schwer. Fünf Jahre hat Cohen auf diesen Moment gewartet. In der Zwischenzeit sass er im Gefängnis, verurteilt wegen Spendenbetrugs, Steuerhinterziehung und Meineid.
Nun sagt Cohen: «Ich tat das auf Anweisung von, in Abstimmung mit und zugunsten von Mr. Trump.» Jahrelang habe er das Gesamtvermögen von Donald Trump auf dessen Geheiss willkürlich festgelegt. Trump nennt ihn einen Lügner. Doch Cohen bringt das öffentliche Bild vom erfolgreichen Selfmade-Milliardär ins Wanken – und somit das, was Trumps Aufstieg zu einer Celebrity und am Ende zum Präsidenten möglich gemacht hat.
Trumps Ex-Anwältinnen in Georgia
Am selben Tag, 800 Kilometer vom Gerichtssaal in New York entfernt, bekennt sich in Georgia die Juristin Jenna Ellis für schuldig, im Herbst 2020 daran mitgewirkt zu haben, die Wahlresultate in dem Bundesstaat zu verfälschen. Ellis war in Trumps Anwaltsteam und wurde von den Strafverfolgungsbehörden diesen Sommer genauso wegen versuchten Wahlbetrugs angeklagt wie 17 weitere Verdächtige sowie Donald Trump. Nun hat die Staatsanwältin Ellis einen Deal angeboten, den sie unter Tränen annimmt: Sie will aussagen. Dafür fällt die Strafe auffallend gering aus.
Die Folgen? Wissen wir nicht
Ellis ist nicht die Einzige: In den Tagen zuvor hatte sich schon Trumps ehemalige Anwältin Sidney Powell schuldig bekannt, genauso wie Kenneth Chesebro, ebenfalls ein ehemaliger Trump-Anwalt. Seitdem rätselt halb Amerika darüber, wer die oder der Nächste sein könnte, den die Staatsanwaltschaft «umdreht».
Wie schwerwiegend die Aussagen von Ellis, Powell und Chesebro sind, wissen wir nicht. Das werden wir erst erfahren, wenn die Staatsanwaltschaft sie in den Zeugenstand ruft. Doch es verfestigt sich das Bild: Falls Donald Trump in der Myriade seiner Verfahren verurteilt wird, werden seine ehemaligen Anwälte dabei eine zentrale Rolle spielen.