- Südkoreas Übergangspräsident Choi Sang Mok hat nach wenigen Stunden bereits wieder seinen Rücktritt angekündigt.
- Der bisherige Finanzminister war infolge mehrerer Wechsel an der Regierungsspitze gerade erst Interims-Staatschef geworden.
- Auf ihn folgte Bildungsminister Lee Ju Ho als neuer Übergangspräsident.
«Die Regierung sollte ihr Möglichstes tun, um die Staatsführung stabil fortzusetzen, ohne dass es zu einem Vakuum in den Staatsangelegenheiten kommt», wurde Lee von der amtlichen Nachrichtenagentur Yonhap zitiert. Der 64-Jährige übernahm die Regierungsgeschäfte in der Nacht zum Freitag (Ortszeit).
Nur wenige Stunden vorher war der amtierende Präsident Han Duck Soo von seinem Amt zurückgetreten, der bei der Neuwahl am 3. Juni erklärtermassen als Präsidentschaftskandidat antreten will. Seine Amtsgeschäfte wurden dann kurzzeitig von Choi übernommen, der rekordverdächtig schnell wieder das Handtuch warf.
Hintergrund der ungewöhnlichen Personalrochade ist eine ausgewachsene Staatskrise, die der mittlerweile abberufene Präsident Yoon Suk Yeol am 3. Dezember ausgelöst hatte, indem er kurzzeitig das Kriegsrecht ausrief. Er stürzte das Land in tiefe politische Turbulenzen, die ihn letztlich selbst um die Macht brachten. Vergangenen Monat wurde Yoon endgültig des Amtes enthoben.
Yoon wegen Rebellion und Machtmissbrauch angeklagt
Der ehemalige Präsident wurde wegen Rebellion angeklagt. Die Staatsanwaltschaft hat am Donnerstag zusätzlich eine Anklage wegen Machtmissbrauch gegen Yoon erhoben.
Hintergrund der Anklagen ist, dass Yoon im Dezember vorübergehend das Kriegsrecht im Land verhängt hatte und die Armee losschickte, um das von der Opposition dominierte Parlament zu blockieren. Es gelang jedoch einer ausreichenden Anzahl von Abgeordneten, sich zu versammeln, um diesen Putsch zu vereiteln.
Yoon wurde am 4. April vom Verfassungsgericht abgesetzt und muss sich jetzt strafrechtlich verantworten. Trotz der sehr hohen Strafen, die ihm drohten, erschien er auf freiem Fuss, da seine Untersuchungshaft am 8. März wegen eines Verfahrensfehlers aufgehoben worden war.
Luxusgeschenke an einen Schamanen?
Am Mittwoch durchsuchte die Staatsanwaltschaft das Haus des ehemaligen südkoreanischen Präsidenten in Seoul im Rahmen einer anderen Untersuchung gegen einen Schamanen, der beschuldigt wurde, Luxusgeschenke erhalten zu haben, die an die ehemalige First Lady Kim Keon Hee weitergegeben werden sollten, wie die Nachrichtenagentur Yonhap berichtete.
Der fragliche Schamane, Jeon Seong Bae, soll eine Diamantkette, eine Luxustasche und Ginseng erhalten haben, ein in Südkorea beliebtes Produkt, das Tausende von Euro kosten kann.