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Stellenabbau beim IKRK Nötig wäre mehr humanitäre Hilfe, geleistet wird weniger

Der Graben zwischen dem, was das Rote Kreuz tun müsste und was es tun kann, wird immer grösser.

Der Abbau beim Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) setzt sich auch 2024 fort. Nachdem das IKRK bereits 2023 die Stellenzahl und den Umfang der Hilfsoperationen deutlich reduzieren musste, geht es im kommenden Jahr so weiter. Allein am Hauptsitz in Genf verschwinden erneut 270 Arbeitsplätze.

Gebäude mit Fahne
Legende: Der Hauptsitz des IKRK in Genf. Hier werden 270 Stellen gestrichen. Getty Images iStock/Olivier Rateau

Das Budget des IKRK schrumpft 2024 um weitere 13 Prozent, wie Generaldirektor Robert Mardini bekannt gab. Dies, obschon die Zahl und die Dauer von Konflikten und entsprechend das Bedürfnis nach humanitärer Hilfe steigt.  

Der Graben zwischen dem, was das IKRK tun müsste und dem, was es leisten kann, wird also immer grösser. Dasselbe stellen auch die UNO und andere Hilfswerke fest. Zusätzlich treibt die in vielen Ländern hohe Inflation die Kosten für Hilfsgüter und Löhne massiv nach oben.

Spendensammeln wird schwieriger

Nun stösst die weltweite Spendenbereitschaft offenkundig an Grenzen. Die Aktivitäten des IKRK werden hauptsächlich von wenigen westlichen Ländern finanziert. Anstrengungen, neue Geldgeber an Bord zu holen, etwa wohlhabende Schwellenländer, Privatfirmen und reiche Einzelpersonen, werden intensiviert, waren aber bisher wenig erfolgreich. 

Das Rote Kreuz muss also Personal abbauen: Allein am Hauptsitz in Genf fallen 270 Stellen weg – fast ein Viertel. Noch einschneidender fallen die Kürzungen in den Delegationen im Ausland aus, wo das Gros des IKRK-Personals arbeitet. Genaue Zahlen dazu gibt es im November. Entsprechend stark reduzieren muss die führende humanitäre Organisation auch die Anzahl und den Umfang ihrer Hilfsoperationen.

Welche Leistungen werden gestrichen?

Eine Priorisierung wird unumgänglich. Möglichst nicht abbauen möchte man Aktivitäten, die das IKRK exklusiv betreibt, weil es als einzige Organisation ein internationales Mandat dafür hat, etwa die Gefangenenbesuche. Am deutlichsten dürften die Kürzungen bei langfristigen Operationen ausfallen, die auch Staaten, Entwicklungsorganisationen oder die UNO übernehmen könnten. Fragt sich jedoch, ob sie in die Bresche springen, zumal auch sie teils stark unter Spardruck stehen.

Im Ergebnis wird jetzt schon weniger humanitäre Hilfe geleistet, als nötig wäre. Im kommenden Jahr dürfte das Manko noch weitaus grösser werden. Für Hilfsorganisationen ist die Situation frustrierend. Ein Zeichen dafür: IKRK-Generaldirektor Robert Mardini mag nicht mehr. Er stellt sich 2024 nicht für eine weitere Amtszeit zur Verfügung.

SRF 4 News, 11.9.2023, 15 Uhr

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