Ein Mann der leisen Töne war Steve Bannon noch nie:
Und so dröhnt es jeden Morgen pünktlich um 9 Uhr aus dem Keller der Breitbart-Redaktion, die Bannon einst leitete, bevor er Wahlkampfleiter von Donald Trump wurde.
Das Amtsenthebungsverfahren ist ein Blitzkrieg der Demokraten, ein professionelles und kluges Manöver.
Zusammen mit seinen Kumpanen Jason Miller, ehemaliger Kommunikationschef im Wahlkampfteam von Trump, und dem Briten Raheem Kassam, Breitbart-Chefredaktor in London und Brexit-Aktivist, sagt Bannon dem Amtsenthebungsverfahren der Demokraten den Kampf an: «Das ist ein Blitzkrieg der Demokraten, ein professionelles und kluges Manöver.»
Und sie seien im Begriff zu gewinnen, bis zu 20 Prozent der republikanischen Wählerschaft würden in ihrer Unterstützung für den Präsidenten wanken, noch stärker die Unabhängigen. Und diese Umfragen seien keine Fake News.
Bannon hat eine Botschaft, und sie geht nicht zuletzt an das Weisse Haus: Die Impeachment-Ermittlungen müsse man ernst nehmen. Vor allem könne man sich Auftritte von Rudy Giuliani nicht mehr leisten, um ihn herum gebe es zu viele Ukrainer, zu viele «bewegliche Teile», sagt Bannon wörtlich.
Bannons «War Room», sein «Kriegszentrum», bietet eine Plattform für das Trump-Lager, in seiner Radio-Show entwickeln sie Ideen und Strategien vor offenem Mikrofon. Da ist der Abgeordnete Mark Meadows, Trumps Bollwerk im Kongress: «Die Ukrainer wussten ja gar nicht, dass die USA die Militärhilfe eingefroren hatten, bis sie es im Magazin Politico lasen», sagt Meadows.
Das sei kein Quid-pro-quo-Tauschgeschäft gewesen. Und am Ende sei das Geld an die Ukraine ja bedingungslos geflossen, sagt der Trump-nahe Abgeordnete.
Oder David Bossie wird in den «War Room» geschaltet, der ehemalige Vize-Wahlkampfleiter von Trump, er ermittelte in den 90er-Jahren für die Republikaner gegen Präsident Bill Clinton.
«Man muss unbedingt wissen, wer der Whistleblower ist», sagt Bossie, der für seine unzimperlichen Methoden im Graubereich der Legalität notorisch bekannt ist. Auf Twitter kursiert bereits ein unbestätigter Name; er wird von Konservativen als «politischer Amokläufer» denunziert.
Alte Bekannte im «War Room»
Auch Reince Priebus, der ehemalige Stabschef von Trump im Weissen Haus, hat einen Auftritt. Es sei schon gut den Ermittlungsprozess der Demokraten anzugreifen, wie es die Republikaner machen würden. «Aber es ist höchste Zeit, Präsident Trump auch in der Sache zu verteidigen.»
Und zu argumentieren, es gebe keinen Anlass für ein Impeachment, auch wenn nicht alles ganz sauber gewesen sei. Die Demokraten würden ihren Fall auf blosse Mutmassungen über Trumps Absichten während des Telefonanrufs mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski bauen. Das sei lächerlich, und man werde gewinnen, da ist sich die Runde im «War Room» einig.
Bei all dem, sagt Bannon gehe es nicht darum, dass Trump wirklich des Amtes enthoben werden könne. Das Abgeordnetenhaus werde zwar bestimmt und bald gegen Trump Anklage erheben. Aber der Senat werde freisprechen. Aber für diesen Freispruch werde Präsident Trump einen hohen politischen Preis bezahlen. Und deshalb müsse man jetzt schon kämpfen.
Last but least geht es Bannon auch darum, sich pünktlich vor dem Wahljahr wieder in Washington ins Spiel zu bringen. Und der Politstratege im Karohemd und Dreitagebart inszeniert sich geschickt. Im Weissen Haus formiert sich derzeit – und relativ spät – ein Verteidigungsteam für den Impeachment-Prozess. Ganz wie es Bannon fordert.